Entschuldigt bitte, dass wir so lange nichts haben hören lassen von uns… das liegt einfach daran, dass es nicht allzu viel zu berichten gibt seit wir in Bocas del Toro, Panama angekommen sind. Behörden, Schule, Krankheiten, Alltag, so lassen sich die letzten Wochen in wenigen Worten zusammenfassen. Und genau solche Blogeinträge fallen uns am schwersten zu schreiben. Aber von vorne:
Korrupte Beamte
Schon einige Zeit, bevor wir überhaupt in Panama ankommen, machen wir uns viele Gedanken über die offizielle Einreise, denn alles was wir darüber hören klingt nach Abzocke, Korruption und viel Geld. Unser erstes Ziel in Panama ist der nahe der Grenze zu Costa Rica gelegene Archipel Bocas del Toro. Ausgerechnet hier sollen die Offiziellen besonders korrupt sein.
Spät abends bei absoluter Dunkelheit Motoren wir bei totaler Flaute zwischen den Inseln Bastimentos, Colon und Carrenero hindurch zum Ankerplatz vor Bocas Town, wo die Büros von Hafenmeister, Zoll und Immigration sind. Wie immer, wenn wir in ein neues Land kommen, müssen wir uns durch den Einklarierungsdschungel kämpfen. Es ist Mitternacht, als der Anker auf etwa sechs Metern Wassertiefe fällt. Wir benötigen zwei Anläufe, bis der Anker halbwegs befriedigend hält, der Meeresgrund ist steinhart und der Anker hat kaum eine Möglichkeit, sich einzugraben. Wind und Wetter sehen allerdings ruhig aus, so dass wir uns erstmal hinlegen und am nächsten Tag bei Helligkeit einen besseren Ankerplatz suchen. Nach einer ruhigen Nacht holen wir den Anker früh morgens auf und finden nach zwei weiteren Versuchen einen besseren Platz. Dann rufen wir am Funk „Bocas Port Control“, bekommen allerdings keine Antwort. Wir probieren es noch ein paar Mal vergebens und fahren dann stattdessen mit dem Dinghy an Land. Der Hafenmeister ist freundlich und meint, wir sollen an Bord warten, sie kommen in etwa einer Stunde zu uns. Die Zeit reicht gerade, um noch etwas (Schmier)Geld zu holen, dann warten wir an Bord auf die Offiziellen. Pünktlich eine Stunde später kommen drei Beamte an Bord, Hafenkapitän, Zoll und Biosecurity. Sie füllen Berge an Papieren aus und wir servieren Kaffee und Coke. Die Beamten spaßen mit den Kids (denen wir ein Eis versprochen haben, wenn alles ohne Drama verläuft) und wir lachen viel, zu unserer großen Überraschung verläuft das ganze Prozedere freundlich und relativ problemlos. 160 Dollar werden uns in Rechnung gestellt, natürlich ohne Quittung. Wir sind erleichtert, verhältnismäßig günstig weggekommen zu sein, unter 200 Dollar wollten wir nicht diskutieren. Nicht falsch verstehen, 160 Dollar sind sehr viel Geld für uns. Wir kennen andere Segler, die nicht so freundlich und „günstig“ weggekommen sind und viele hundert Dollar Gebühren oder Strafen wegen irgendwelcher „Formfehler“ zahlen mussten. Bei Weigerung zu zahlen wurde Booten sogar die Einreise verweigert und die Crew dorthin zurückgeschickt, wo sie gerade her kam. Für uns geht es noch zur Immigration zum nahegelegenen Inselflughafen, um die Stempel in unsere Pässe zu bekommen (was glücklicherweise kostenlos ist). Jetzt sind wir offiziell im Land. Willkommen in Panama, willkommen in Bocas del Toro. Es gibt Eis für die Kids und ein kühles Getränk für den Rest der Crew.
Bocas Town
Bocas Town liegt auf einer Halbinsel am Südzipfel der Insel Colon. Die Stadt platzt aus allen Nähten, die äußersten ein, teilweise sogar zwei oder drei Häuserreihen sind auf Stelzen übers Wasser gebaut, die Kanalisation führt direkt unters Haus ins Meer. Auf dem Wasser herrscht ein reges Treiben an Taxibooten, Fischern, Fähren, Einbäumen und Ausflugsbooten. Bocas ist laut und bunt, aber wie so oft prägen auch Müll und Gestank das Straßenbild. Die Stadt ist voller Tortilla- und Taccobuden, Bars und Restaurants, es herrscht eine karibisch- entspannte Atmosphäre. Reggaemusik mischt sich unter den Straßenlärm, Radfahrer, Fußgänger, Mopeds, Autos und Lastwagen zwängen sich durch die je nach Wetter staubigen oder matschigen Straßen. Wohin man sieht, wird gearbeitet, denn mit Staub, Schlamm und Gestank soll bald Schluss sein. Sämtliche Straßen und mit ihnen die Kanalisation werden neu gemacht.
Wir bleiben ein paar Nächte vor Bocas Town vor Anker. So richtig wohl fühlen wir uns hier allerdings nicht, der Ankergrund ist nicht der Beste und je nach Windrichtung liegt man sehr ungeschützt. Daher beschließen wir, um die Ecke auf die andere Seite der Halbinsel zu fahren und dort in der Saigon-Bucht zu ankern. Hier liegen außerdem Freunde von uns, ebenso mit Kindern, was Kira besonders freut. Die Kids unserer Freunde gehen in Bocas Town für fünf Wochen ins „Summer-Camp“, eine Art Ferienprogramm einer örtlichen Schule. Als Kira davon hört, ist sie ganz aufgekratzt und kurzum beschließen wir, sie für die verbleibenden drei Wochen ebenso dort anzumelden.
Eine neue Erfahrung
Und plötzlich haben wir einen geregelten Alltag, eine ganz neue Erfahrung für uns. Frühstück, Pausenbrot richten, Kind in die Schule bringen, … Kira liebt das Sommerferienprogramm und ist richtig stolz. Dass ihre Freundin Paizley ebenfalls dort ist, macht das Ganze noch besser. Völlig selbstverständlich verabschiedet sie uns am ersten Tag am Eingangstor, wo sie von den Lehrerinnen begrüßt wird.
Riki und ihre Nähmaschinen sind äußerst gefragt hier und so kommt es uns sehr entgegen, dass Kira jeweils den halben Tag versorgt ist. Als es sich herumspricht, dass Riki Schneiderin von Beruf ist und wir sämtliches Equipment an Bord haben, um von Polstern bis Persenningen nahezu alles an Bord reparieren oder neu machen zu können, kann sich Riki vor Aufträgen kaum mehr retten, was unserer Bordkasse sehr entgegenkommt. Schon bald müssen wir Absagen erteilen, wollen wir dieses Jahr noch wie geplant durch den Panamakanal und in Richtung Patagonien segeln.
Von Viren, Bakterien, Parasiten und allergischen Reaktionen
Am Ende der ersten Woche von Kiras Sommercamp dann der Klassiker, den wahrscheinlich jeder kennt: Irgendetwas geht herum und Kira liegt mit 40,5 Fieber in der Koje. Glücklicherweise dauert der Spuk nur einen Tag und zur zweiten Woche Ferienprogramm ist Kira wieder voll am Start. Naia jedoch kämpft noch immer mit ihren Windpocken, die sie vier Wochen vorher in Providencia aufgeschnappt hat. Der Kinderarzt hier in Bocas diagnostiziert Windpocken, die sich bakteriell entzündet haben und obendrein noch Krätze, was hier nichts Ungewöhnliches ist. Mit einem Sack voll Medikamenten kommen wir zurück ans Boot.
Wegen der Krätze muss sämtliche Bettwäsche inklusive der Matratzenbezüge gewaschen werden und alles andere wie Kuscheltiere, Kissen und Klamotten drei Tage lang in luftdichte Beutel verpackt werden, damit die fiesen Tierchen absterben. Die Medikamente schlagen an und drei Tage später ist Naia wieder gesund. Ein Stein fällt von uns ab. Aber wie es so ist, jetzt wo die Kinder wieder fit sind, werden wir krank. Fieber, Kopfweh, Gelenkschmerzen, das volle Programm. Zusätzlich bekomme ich noch wie aus dem Nichts einen geschwollenen Arm und eine Lippe, die so dick wird, dass sie über die Nasenspitze raus ragt. Ein Angioödem, wie wir recherchieren, vermutlich eine Reaktion auf eine Iboprofen gegen das starke Kopfweh am Vorabend. Essen ist kaum mehr möglich und trinken nur mit dem Strohhalm. Glücklicherweise haben wir eine sehr gut sortierte Bordapotheke. Antihistaminika schlagen überhaupt nicht an, nach Rücksprache mit unserem Freund Marc von der Lech-Apotheke kommen dann die Kortisontabletten zum Einsatz, die glücklicherweise so gut anschlagen, dass die Schwellungen drei Tage später wieder verschwundenen sind. Als ich am zweiten Tag mit noch mittelmäßig geschwollener Lippe etwas Sprit fürs Dinghy holen möche meint Kira: „Aber Papa, mit dieser Lippe verkauft dir sicher niemand etwas.“
Hurrikan Beryl
Ein Thema, das uns sehr beschäftigt, obwohl wir nicht direkt betroffen sind, ist der Hurrikan Beryl. Tagelang bevor er über den Norden Grenadas, Carriacou und die Grenadinen fegt und Zerstörung, Leid und Elend hinterlässt, beobachten wir den Sturm, der sich rasant von einer tropischen Welle in einen tropischen Sturm und weiter zu einem extrem gefährlichen Hurrikan der Stufe 4 von 5 entwickelt. Wir selbst haben zwei Hurrikansaisonen in Grenada und Carriacou und einige Monate in den Grenadinen verbracht. Viele Freunde von uns sind direkt betroffen von Beryl, haben ihre Boote, Häuser und ihr komplettes Hab und Gut verloren. Für unseren guten Freund Marc, den es besonders hart getroffen hat, dessen Boot und all sein Besitz verloren ist und der keinerlei Geld oder Backup hat, haben wir eine Spendenaktion gestartet. Marc hat uns so viel geholfen und ist immer da wenn man ihn braucht, daher hoffen wir, ihm somit etwas zu helfen. Hier geht es zur Spendenkampagne, wir freuen uns über jeden kleinen oder größeren Beitrag.
Viel Regen, wenig Sonne
Viel mehr gibt es aktuell nicht zu erzählen. Naja, wir könnten noch vom Wetter reden, falls das wen interessiert. Es regnet viel, was uns gelegen kommt, denn die Membran von unserem Wassermacher ist kaputt, somit sind wir auf Regenwasser als Trinkwasser angewiesen. In einer Stunde heftigem Regen können wir über 1.000 Liter Wasser sammeln. Dazu verstopfen wir einfach die beiden Decksabflüsse an Backbord und Steuerbord und öffnen die direkt daneben liegenden Wassereinfüllstutzen. Insgesamt haben wir 1.200 Liter Wassertankkapizät, also reichlich, und unser Durchschnittsverbrauch beträgt etwa 20 Liter am Tag, wir kommen also zwei Monate ohne Regen klar. Normalerweise haben wir noch unseren Wassermacher, eine kompakte Meerwasserentsalzungsanlage, die etwa 25 Liter Wasser in der Stunde produziert und den wir jeden zweiten bis dritten Tag für zwei bis drei Stunden laufen lassen. Allerdings benötigt der Wassermacher viel Energie und die haben wir nur, wenn die Sonne kräftig auf unsere Solarmodule scheint oder ein kräftiger Wind unseren Windgenerator antreibt. Aktuell steht der Wassermacher allerdings nicht zur Debatte, da es a) genügend regnet, b) zu wenig Sonne und c) zu wenig Wind hat und d) die Membran defekt ist. Das Ersatzteil liegt schon bereit.
Unsere Solarmodule sind unsere Hauptenergiequelle. Wir haben etwa 500 Watt Solarfläche und kommen damit problemlos klar, ohne jemals den Motor anschmeißen zu müssen, damit die Lichtmaschine die Batterien lädt. Seit wir jedoch hier in Bocas del Toro sind, haben wir unsere Batteriebank an keinem einzigen Tag komplett laden können, da es zu bewölkt ist. Die Lösung ist entweder weniger Strom zu verbrauchen, wobei wir ohnehin schon kaum Verbraucher haben, oder mehr Solarfläche. Die Maschine jeden Tag laufen zu lassen steht nicht zur Debatte. Glücklicherweise finden wir Solarmodule mit exakt den gleichen Abmessungen wie unsere und kaufen zwei Stück, 300 Watt insgesamt, die wir links und rechts der vorhandenen Module mit Aluminiumprofilen montieren. Und siehe da, am späten Vormittag sind die Batterien wieder voll.
Jetzt gibt es aber wirklich nicht mehr viel zu schreiben, außer, dass wir alle wieder gesund sind und uns freuen, endlich etwas mehr von Bocas del Toro zu sehen als nur Bocas Town.
Herzliche Grüße senden Martin, Riki, Kira und Naia
Always nice to catch up on what you guys are up to. Sorry to hear about the health issues…..Martin – I sureely would have laughed if I had seen that lip swollen 🤣, even though it’s not a laughing matter….but must have looked funny. Kids are growing up so fast 😳 Glad you’re guys are doi g fine and setted, as fot thee routine, that must have felt weird. Riki – people are lucky to have you there with your sewing skills… but dont work too hard 👌🏼
Take care you guys, and thanks for the link.