Nach über einem Monat auf den Kapverden ist heute Abschied nehmen angesagt. Eigentlich wollten wir schon seit drei Tagen unterwegs sein, aber Riki lag mit Grippe und Halsweh in der Koje, daher haben wir unsere Abfahrt etwas verschoben. Aber heute Mittag geht es definitiv los und zur Abwechslung wird es diese Überfahrt heißen: Kurs Ost. Unsere nächsten Ziele liegen nämlich entgegengesetzt zu unserer eigentlichen Route ca. 500 Seemeilen im Osten und heißen Senegal und Gambia am afrikanischen Festland. Von hier nach Osten zu segeln kann anstrengend sein, da der Passatwind um diese Jahreszeit relativ stabil aus Nordost bläst, manchmal etwas nördlicher und manchmal etwas östlicher. Die nächsten Tage ist eine nördliche Windrichtung mit einer Stärke von ca. 10 bis 15 Knoten angesagt, wenn dem dann auch wirklich so ist sollten wir ganz gute Bedingungen für unsere Tour in den Senegal haben.
Unser hiesiger guter Freund Leo und sein Cousin Mahmadou kommen ursprünglich aus Dakar, der Hauptstadt des Senegal, und haben schon den Kontakt zu ihren Familien dort hergestellt. Mahmadou hat uns noch eine Plastiktüte mit Milchpulver, Nescafé, Knuspermüsli und Margarine für seine Frau und Kinder im Senegal mitgegeben. Und unsere Freunde Karin und André vom „Streuner“, die vor zwei Tagen aufgebrochen sind, haben eine große Kiste voller Klamotten und einen alten Laptop für den Bruder und die Kinder eines anderen Freundes aus Gambia an Bord. Auch bei meiner Weltumsegelung 2010 bis 2013 mit der Ivalu habe ich hin und wieder Paketbote gespielt und Kisten und Briefe von einer zur nächsten Insel transportiert und das war immer eine schöne Möglichkeit, ein bisschen zu helfen und vor Ort mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Gerade in einer afrikanischen Millionenmetropole wie Dakar ist das mit Sicherheit von Vorteil und Leos Familie hat schon angekündigt, dass sie sich freuen, uns ihre Stadt zu zeigen.
Die letzten Tage hier in Mindelo haben wir damit verbracht, das Boot soweit „reisefertig“ zu machen, Proviant zu bunkern und hier und da Freunde zu treffen. Die Wassertanks sind wieder aufgefüllt, unser Netz über der Pantry voll mit frischem Obst und Gemüse und die Arbeitsliste abgehakt. Neben ein paar Kleinigkeiten auf der To-Do-Liste wie Rigg nachspannen und das Unterwasserschiff säubern, das nach einem halben Jahr etwas Schleim angesetzt hat, lag uns der undichte Kühlkreislauf unseres Dieselmotors am ärgsten im Magen. Wir dachten, es wäre nur die Wasserpumpe, die etwas tropft, bei genauerer Inspektion ist uns allerdings aufgefallen, dass der Wassersammler am Auspuff undicht ist und nicht nur tropft, sondern einen regelrechten Strahl an Wasser ins Bootsinnere befördert. Also haben wir diesen und die Wasserpumpe ausgebaut, den Wassersammler schweißen lassen und für die Pumpe neue Simmerringe besorgt und eingebaut. Nachdem wieder alles zusammengebaut war haben wir den Motor eine halbe Stunde probelaufen lassen, ob wirklich alles wieder dicht ist und kein einziger Tropfen Wasser hat den Weg in die Bilge gefunden. Jetzt können wir beruhigt in Richtung Afrika ablegen, denn dort stehen längere Motoretappen auf dem Gambiariver an.
Aber nicht nur an unserem Motor haben wir die letzten Tage gewerkelt, unsere norwegischen Freunde von der „Sira“ hatten ernsthaftere Probleme mit der Maschine, nämlich eine defekte Zylinderkopfdichtung und somit eine nicht ganz kleine Menge an Kühlwasser in der Ölwanne und in den Zylindern. Unter Andrés fachkundiger Anleitung haben wir den Motor in seine Einzelteile zerlegt und sämtliche Anbauteile und den Kompletten Zylinderkopf abmontiert um an die Dichtung zu kommen. Für mich, der sich normale Wartungsarbeiten an der Maschine zutraut, eine interessante Erfahrung. Die neue Zylinderkopfdichtung ist gestern Abend aus Holland angekommen und die Sira somit hoffentlich auch bald abfahrtbereit für die Atlantiküberquerung. Ragnar, Silje und deren drei Jungs haben sich ein Jahr Auszeit genommen, um eine Atlantikrunde zu segeln.
Aber wir haben nicht nur an Motoren geschraubt, sondern auch das farbenfrohe Stadtleben Mindelos mit seinen vielen Bars und Cafés ausgekostet. Wir waren schnorcheln an einem auf die Seite gekippten Schiffswrack in der großen Bucht von Porto Grande mit anschließendem Sundowner auf dem Wrack, haben für 100 Escudos (ca. 1 Euro) den besten Kuchen der Stadt in der Bar „Boaventura“, die besten Thunfischtaschen im „Algarve“ und erstklassige Livemusik im „Nho Djunga“ genossen.
Für uns waren die Inseln der Kapverden eines der Highlites unserer bisherigen Reise und wir segeln mit einem weinenden und einem lachenden Auge von hier fort. Bye bye Mindelo, bis irgendwann einmal wieder und auf geht´s ans afrikanische Festland. Bei meinem ersten Besuch von Mindelo im Jahr 2010 hat mir ein anderer Segler von Gambia erzählt und damals habe ich mir fest vorgenommen, dort einmal hin zu segeln. Heute ist es soweit, Kurs Ost in Richtung Senegal und Gambia, wir freuen uns riesig darauf.
Viele liebe Grüße senden die aracangas Riki und Martin
Freiheit auf Zeit – Weltumsegler erzählen (Kristina Müller)
Jede Weltumsegelung ist eine Liebesgeschichte. Erzählt von Männern und Meeren, von Frauen und Freiheit. Und von der Verwirklichung lang gehegter Träume.
Vor diesen Geschichten sei gewarnt. Sie können akutes Fernweh auslösen und Reisefieber verursachen, bis hin zu dem drängenden Verlangen, jetzt, gleich und hier alles stehen und liegen zu lassen, auf ein Boot zu steigen und davon zu segeln…
Zwölf Weltumsegelungen – zwölf ganz unterschiedliche Geschichten – unter Anderem die Geschichte unserer Weltumsegelung mit der Ivalu von 2010 bis 2013
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Servus Ihr zwei, hätten wir doch a bissl Motorenkunde machen sollen☺
Euch eine schöne Reise,, gegen die Winde“ nochmal ein gesundes Neues mit hoffendlich noch vielen tollen Bildern wünschen die Buschis 🙋♀️🙋♂️