Belize – Riffe, Inselchen und Mangroven

Belize – das ist ein kleines Land zwischen Guatemala und Mexiko. Es ist bekannt für sein Riff – das zweitlängste der Welt – und die zahllosen dahinter liegenden Inselchen, für das Blue Hole und für seine atemberaubende Unterwasserwelt. Kein Wunder, dass Belize seit langer Zeit ein Traumziel von uns ist.

Belize - Pelikane über Punta Orange
Außer uns sind nur ein paar Pelikane unterwegs

Von Guatemala nach Belize ist es ein Katzensprung. Von Livingston, wo wir offiziell aus Guatemala ausklarieren bis nach Punta Gorda, dem südlichsten Port of Entry von Belize, sind es gerade einmal 15 Seemeilen. Einmal über die flache Sandbank an der Mündung des Rio Dulce geht es nach Norden nach Punta Orange, einem Ankerplatz direkt südlich von Punta Gorda. Punta Orange ist dicht von Mangroven bewachsen und einigermaßen gut gegen den vorherrschenden Nord-Ost-Wind geschützt. Hier verbringen wir eine Nacht. Außer uns sind nur ein paar Pelikane unterwegs. Das Wasser plätschert am Rumpf und vom Ufer ist das eindrucksvolle Gebrüll der Brüllaffen zu vernehmen. Die Luft ist im Gegensatz zum feuchten Inlandsklima am Rio Dulce, wo wir die letzten neun Monate verbracht haben, angenehm trocken, eine leichte Brise umweht das Boot und endlich liegt wieder der Geruch von Salz in der Luft.

Vor Anker in Belize
Die ARACANGA vor Anker vor South Moho Caye

Am nächsten Morgen motoren wir die wenigen Meilen zwischen mehreren flachen Sandbänken hindurch nach Punta Gorda. Der Anker geht auf zweieinhalb Meter Tiefe und mit dem Dinghy machen wir uns auf den Weg an Land, um die offiziellen Einreiseformalitäten zu erledigen. Hier ist alles bestens organisiert: Immigration – Zoll – Hafenmeister, nach einer knappen Stunde sind wir legal in Belize und dürfen weiterziehen. Glücklicherweise ist das Wetter ruhig, denn Punta Gorda bietet keinen sicheren Ankerplatz. Ansonsten würden wir sicher noch ein, zwei Nächte bleiben, da die Stadt zwar verschlafen, aber sehr sympathisch ist. Also holen wir den Anker auf und Motoren mangels passendem Wind die wenigen Meilen zur nachgelegenen Insel South Moho Caye, wo der Anker zwischen zwei Riffen auf zehn Metern Wassertiefe in die Tiefe rasselt.

Martin und Naia am Strand in Belize
Endlich wieder Strand!

An Land erwartet uns ein, noch wissen wir es nicht genau, entweder im Verfall oder im Wiederaufbau befindliches kleines Urlaubsresort. Ein paar Hütten auf Stelzen, eine Bar ohne Getränke, dafür mit Hängematten, ein paar Hunde und Victor, der Hausmeister, begrüßen uns. Im seichten Wasser liegen drei alte, von Pelikanen besetzte Lastenkähne, daneben gibt es einen kleinen Sandstrand. Victor lädt uns ein, uns wie zuhause zu fühlen, und drängt uns fast in die Hängematten. Dann erzählt er: Die Insel ist in Privatbesitz und er als Haus-, oder besser Inselmeister lebt hier und ist dabei, den Ferienort zu renovieren … wir sind erstaunt, trotz seines unermüdlichen Einsatzes und trotz der winzigen Größe der Insel ist es für nur eine Person eine Mammutaufgabe, die sechs Stelzenhütten, die Bar und sämtliches Drumherum in Schuss zu halten, geschweige denn zu renovieren.

Kira im Sonnenuntergang
Kira im Sonnenuntergang

Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Norden. Es soll windig werden, daher suchen wir uns die große und von allen Seiten Geschütze Bucht von New Heaven als Ankerplatz aus. Ein paar Stunden später, gerade als der Anker wieder auf Grund liegt, legt der Wind an Stärke zu und wir genießen den Schutz der Bucht und das Pfeifen des Windes im Rigg. Ein paar Delfine haben uns auf dem Weg hierher Gesellschaft geleistet und jetzt fliegen Fischadler, Fregattvögel, Kormorane und Pelikane ihre Runden über das Boot. Und natürlich – wie könnte es anders sein – hören wir am nächsten Morgen das tägliche Konzert der Brüllaffen.

Etwas nördlich von hier liegt die kleine Ortschaft Placencia, unser nächstes Ziel. Hier hoffen wir auf Sandstrand für die Kids und die Möglichkeit, etwas frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Placencia ist, obwohl etwas touristisch, ein netter Ort mit einer geschützten Ankerbucht, einem langen Sandstrand, ein paar Geschäften und einigen Bars mit Livemusik am Abend für die eine Hälfte der Crew und einem Spielplatz für die andere Hälfte der Crew. Placencia ist bekannt für seinen sogenannten Sidewalk, also seinen Gehsteig. Der Sidewalk ist eine lange, schmale Flaniermeile für Fußgänger, die sich zwischen Palmen, Bars und Souvenierläden durch die ganze Ortschaft schlängelt. Wer jedoch einen Gehsteig als seitliches Anhängsel einer Straße versteht, der irrt, denn Autos fahren hier keine, es ist ein Gehsteig ohne Straße, diese ist ein paar hundert Meter weiter. In Placencia finden wir alles, was wir brauchen und weil es so nett ist, bleiben wir ein paar Nächte länger als geplant. Wir treffen alte Bekannte vom Rio Dulce, wir genießen es, wieder von Bord aus schwimmen zu können, wir verbringen die Tage am Strand und blasen endlich unser neues SUP auf, das seit Monaten in der Acherkabine liegt. Danke, Bluefin!

Startender Pelikan in Belize
Pelikan in den Lark Cayes

Ein paar Tage später geht es weiter zu den Lark Cayes, einer dicht von Mangroven bewachsenen Inselgruppe in der Nähe. Die meisten Inseln hier in Belize sind von Mangroven bewachsen, Strände sind selten und oftmals gibt es kaum eine Möglichkeit, an Land zu gehen. Einige der Inseln jedoch sind in Privatbesitz und ein paar dieser Besitzer wiederum haben sich die Mühe gemacht, die Mangroven abzuholzen, nur um danach festzustellen, dass ihre Insel ohne den natürlichen Schutz der Mangroven Wind und Wellen ausgesetzt ist und langsam aber sicher weggewaschen wird. So auch eine kleine, nette, aber eben nicht mehr natürliche Insel in der Nähe unseres Ankerplatzes.

Riki Naia und Kira
Die Mädels auf der Schaukel

Mit dem Dinghy fahren wir rüber, die Kinder freuen sich über Sand und Platz zu toben, während der angestellte Barkeeper erzählt, dass sie jeden Tag Sand anschleppen müssen, um die Insel zu erhalten. Wie zum Beweis kommt kurze Zeit später ein kleines Boot mit zwei Leuten und säckeweise Sand an, der sogleich verteilt wird. Hier wurde wenigstens die Luv-Seite der Insel natürlich erhalten, so dass sich der Schaden in Grenzen hält, manche Investoren jedoch planieren komplette Inseln, schaffen ein vermeintliches Paradies mit extra aufgeschüttetem Strand und Kokospalmen und wundern sich dann, dass nach dem nächsten Hurrikan nicht mehr viel übrig ist von ihrem teuer erworbenen Eiland.

Die ARACANAGA vor Anker in Belize
Vor Anker

Wir segeln weiter zu den Pelican Cayes, einer durch Riffe, Inseln und Mangroven perfekt geschützten Lagune. Das Wasser ist tief, wie auch schon tags zuvor bei den Lark Cayes, und wir müssen auf knapp 20 Meter Wassertiefe ankern. Auch hier gibt es wieder private Inseln, wie die kleine Hideaway Caye in der Lagune. Hier jedoch wurden keine Mangroven abgeholzt, sondern alles natürlich Belassen und lediglich drei kleine Stelzenhütten im Inneren der 150 x 150 Meter großen Insel gebaut, außerdem ein Steg für Dinghies. Dustin betreibt hier eine kleine Bar, er erzählt uns, dass er und seine Frau Kim seit zwanzig Jahren hier auf dem Inselchen in Belize wohnen und fünf Hurrikane ohne nennenswerten Schaden überstanden hat – den Mangroven sei Dank. Wir genießen einen schönen Abend und den weltbesten Rumpunsch und Kira und Naia bestaunen die frisch geschlüpften Babyenten, die Dustins Tochter ihnen zeigt.

Unbewohnte Insel
Die unbewohnte Nachbarinsel. Hier steht lediglich eine verfallene Hütte

Coco Plum Caye, unser nächster Stopp, ist etwas enttäuschend, da das snobbige Feriendomizil so dahergesegelte Besucher wie uns nicht an Land lassen möchte. Kein Problem, wir haben ja ein Dinghy und so fahren wir kurzerhand zur unbewohnten Nachbarinsel und romantisieren und phantasieren, hier eine coole Strandbar für Segler zu eröffnen. Die kleine Insel ist von Mangroven bewachsen, hat jedoch eine Handvoll kleiner Strände auf der Westseite. Zurück an Bord suchen wir interessehalber im Internet, was eine Insel in Belize denn so kostet, und zufällig finden wir heraus, dass genau diese Insel wirklich zum Verkauf steht. Kostenpunkt 2,5 Millionen Dollar. Glücklicherweise ist das Ganze nur ein romantisches Gedankenspiel und wir haben nicht wirklich vor, eine Insel zu kaufen und eine Strandbar eröffnen. Ganz abgesehen davon fehlen beim Blick aufs Konto ein paar Dezimalstellen zur aufgerufenen Summe.

Fischerboot in Belize
Ein lokales Fischerboot segelt in die Bucht

An dem Ankerplatz vor Coco Plum Caye hält uns nicht viel (sogar der Anker hat am Vortag zwei Versuche gebraucht, um zu halten) und wir segeln die wenigen Meilen zur nächsten Inselgruppe. Hier finden wir ein kleines Paradies, einen Ankerplatz mit glasklarem, türkisem Wasser zwischen zwei Korallenriffen und drei Inselchen, ein paar Strände zwischen den Mangroven und einer kleinen Fischerhütte am Ufer. Am Abend segelt ein lokales Fischerboot in die Bucht und ankert neben uns. Das Boot ist etwa acht Meter lang, voll beladen mit Kanus und einer Crew von sechs Leuten, die für zehn Tage von Belize City aus hauptsächlich nach Conch-Schnecken und Hummer tauchen. Wir fahren mit dem Dinghy rüber und geben eine Runde Rum aus. Kurz danach, pünktlich zum Sonnenuntergang, werden am Großbaum Hängematten aufgehängt und an Deck Matten ausgerollt. Jeder Winkel, der nicht von Kühltruhen, Wasserkanistern, Kanus oder Eimern vollgestellt ist, wird zum Schlafen genutzt. Als wir am nächsten Morgen um sieben unseren Kaffee trinken, sind die Fischer schon wieder unterwegs.

Vor Anker in Belize
Unser bislang schönster Ankerplatz in Belize

Es gibt nicht viel zu tun hier, trotzdem oder gerade deshalb bleiben wir drei Nächte. Wir erkunden alle Riffe in der Nähe mit dem Dinghy, schnorcheln und schwimmen, packen seit Ewigkeiten mal wieder unsere Drohne aus und stellen fest, dass zwei der drei Akkus kaputt sind. Das Gute ist, dass noch einer funktioniert. Und so verbringen wir viel Zeit im Wasser, lassen die Drohne fliegen und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit der Ivalu, die gerade auf dem Weg von Providencia zu uns ist. Kurzer Kontext, für alle, die es nicht wissen: Die Ivalu ist das Boot von meinem (Martins) Papa. Ich bin mit der Ivalu 2010 – 2013 um die Welt gesegelt und wir sind 2020 nach Kiras Geburt und einem aufgrund von Corona etwas verlängertem Heimaturlaub mit der Ivalu und meinem Papa Peter von Hamburg nach Gambia gesegelt, wo unser Boot auf uns gewartet hat. Während der Pandemie war das die einzige Möglichkeit, zurück zu unserer aracanga zu kommen. Seitdem ist mein Papa und zur Zeit auch meine Mama mit der Ivalu unterwegs, das letzte Mal haben wir uns auf der Insel Antigua vor über einem Jahr getroffen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in ein paar Tagen.

Bis dahin viele liebe Grüße aus Belize

Riki, Martin, Kira und Naia

2 Kommentare

  1. Caroline Imfeld

    macht so viel spaß eure stories zu lesen aber ist noch viel viel schöner EUCH alle persönlich zu kennen! genieße die zeit (vor allem mit kira meiner kleinen bar assistentin) echt sehr! dickes bussi

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