Grenada ist nicht nur Grenada, sondern Grenada, Carriacou und Petite Martinique. Dazu kommen noch eine Handvoll unbewohnter Inseln wie Sandy oder Ronde Island und ein paar markante Felsen wie die Sister Rocks oder der weithin sichtbare Diamond Rock. Diese Inseln bilden den südlichen Teil der Grenadinen, der nördliche Teil der Grenadinen gehört zum Nachbarland St. Vincent and the Grenadines.
Carriacou und Sandy Island
Die letzten Wochen haben wir hauptsächlich auf Carriacou, das insbesondere für seine Riffe und Unterwasserwelt bekannt ist, und auf der kleinen vorgelagerten Insel Sandy, einem palmenbewachsenen Sandhaufen im Meer, verbracht. Auch haben wir nochmal einen kurzen Abstecher nach Grenada gemacht, aber dazu später mehr.
Sandy Island ist das, was man sich unter Karibikkitsch vorstellt: Eine flache Insel mit weißem Strand auf der einen und einem wunderschönen Korallenriff auf der anderen Seite. Hinterm Strand wachsen einige Kokospalmen, das Wasser schimmert in hellem Türkis und Pelikane, Seeadler und Fregattvögel ziehen ihre Kreise und stürzen sich auf der Jagd nach Fisch ins Meer. Und – Chapeau Grenada – das ganze Gebiet um Sandy Island und Sister Rock ist Meeresschutzgebiet, das heißt, dass weder gefischt oder harpuniert, noch geankert werden darf. Auf der Leeseite der Insel sind ein paar Bojen ausgebracht, an denen wir festmachen und bleiben dürfen. Das ungeschriebene Gesetz besagt zwar, dass man nur auf Sandboden ankert und auf keinen Fall dort, wo Korallen wachsen, aber das ist leider bei weitem nicht bei jedem angekommen. Rings um Grenada gibt es weitere dieser Schutzzonen und wo Bojen ausgebracht sind, soll man sie bitte auch nutzen!
Wir verbringen etwa eine Woche an einer Boje vor Sandy Island und genießen es, zu schwimmen und zu schnorcheln, abends am Strand ein Feuer zu machen, Brot über der Glut zu backen und zu grillen, wir feiern Martins Geburtstag am Strand und sammeln leider auch jeden Tag eine Tüte voller Müll auf der kleinen Insel ein. Zum Teil Angeschwemmtes, zum größten Teil jedoch Liegengelassenes. Und schon wieder, Umweltschutz ist leider noch nicht in allen Köpfen angekommen.
Auf Carriacou und Sandy sind wir gemeinsam mit Julian unterwegs. Er hat im Mai unsere kleine rote aracanga gekauft und sich uns angeschlossen, von Grenada aus nach Norden zu segeln. Es ist schön, die beiden aracangas gemeinsam unterwegs zu sehen. Wir planen, zusammen von Carriacou zu der nur wenige Seemeilen entfernten Nachbarinsel Union Island zu segeln, der südlichsten Insel von St. Vincent and the Grenadines. Allerdings trennen sich unsere Wege für ein paar Tage, denn wir müssen noch einmal zurück nach Grenada, um…
Große Neuigkeiten
… jetzt kommen die großen Neuigkeiten… um einen Ultraschalltermin wahrzunehmen. Es ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen, dass Kira aller Wahrscheinlichkeit nach in etwas mehr als vier Monaten eine große Schwester sein wird. Von Sandy Island segeln wir die etwas mehr als 30 Seemeilen an einem halben Tag. Der Wind bläst von schräg achtern und so macht Katamaransegeln wirklich Spaß. Vor St. George’s, der Hauptstadt Grenadas, machen wir an einer Boje fest. Es ist der mittlerweile dritte Termin im Screening Center, was nach einem großen und auf Hochglanz polierten Abfertigungsanlage für Ultraschalls klingt, in Wahrheit aber eine kleine, sehr sympathische Praxis ist. Alles sieht gut und gesund aus, keine Probleme und Komplikationen soweit, das klingt doch super. Wir freuen uns und beginnen wieder einmal, unsere Pläne über den Haufen zu werfen und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Es gibt zwei Optionen: zur Geburt nach Hause zu fliegen oder in der Karibik zu bleiben. Und es gibt tausend Faktoren, die mit rein spielen: Familie und Finanzen, Sicherheit und Versicherung und nicht zuletzt die aktuelle Covid-Lage auf beiden Seiten des Atlantiks. Wir werden es von Letzterem abhängig machen.
Jedenfalls freuen wir uns riesig auf unser neues Crewmitglied und darauf, mit der Rasselbande die Weltmeere zu erforschen. Denn ganz ehrlich, wir sind sehr besorgt, ob Kira und ihr zukünftiges Geschwisterchen sinnbildlich für die nächste Generation Wale und Haie, Walhaie und Haifische, Korallenriffe und Rifffische noch zu sehen bekommen oder diese nur von Bildern und aus Erzählungen kennen werden. Zu viel mutwillige Zerstörung haben wir in den letzten Jahren mit unseren eigenen Augen gesehen und noch mehr schockierende Nachrichten gelesen. Das möchten wir zum Anlass nehmen, unsere Kaffeekasse für den Rest des Jahres zur Spendenkasse für Sea Shepherd zu machen, für die wir selbst regelmäßig Geld spenden. Im Rahmen von Martins Facebook-Geburtstagsspendenaktion sind im November 433 Euro für besagte Meeresschutzorganisation zusammengekommen und wir würden uns freuen, einen weiteren fetten Betrag Ende des Jahres spenden zu können. Also, seht es als Bitte oder noch besser als Aufforderung: Wer es sich leisten kann und wem es nicht weh tut, spenden könnt ihr entweder an unsere Kaffeekasse oder direkt an Sea Shepherd. Warum? Ein einziges Zitat vom Sea Shepherd Gründer sagt alles:
–> u n s e r e K a f f e e k a s s e – hier für Sea Shepherd spenden<–
Landsberg-Karibik-Connection
Zurück an Bord der aracanga2: Von St. George’s segeln wir nach Ronde Island und von dort aus weiter nach Carriacou. Gegen Wind und Welle ist kein Spaß mit dem Katamaran, an diesen beiden Tagen vermissen wir die sportlichen Segeleigenschaften unserer roten aracanga, die mit Julian bereits nach Union Island und Mayreau gesegelt ist. „Man, I love aracanga“, bekommen wir eine Nachricht von ihm am Abend. Wir freuen uns, das Boot in guten Händen zu wissen. Wir bleiben ein paar Tage in Tyrell Bay auf Carriacou und treffen, die Welt ist klein, ein Pärchen aus Landsberg am Lech, unserer Heimat. Die beiden hat es vor vielen Jahren nach Carriacou verschlagen und wir stellen schnell fest, dass wir nicht nur eine gemeinsame Bekannte, die den Kontakt hergestellt hat, haben. Mit Kaffee am Nachmittag und Lasagne am Abend verbringen wir einige schöne Stunden mit unseren neuen Landsberg-Karibik-Freunden und freuen uns schon auf ein Wiedersehen, falls unser Weg noch einmal Carriacou streift.
Nächster Stopp: Anse la Roche, eine kleine Ankerbucht ganz im Norden Carriacous. Es ist wunderschön hier, Felsen Sandstrand, Palmen und glasklares Wasser. Und ein kleines Restaurant mit Ölfackeln, Palmendach und ohne Speisekarte. Gekocht und gegrillt wird überm Feuer und alles, was angeboten wird, wird nachmittags von kleinen, lokalen Fischerbooten geliefert. Ja, trotz unseres Meeresschutzticks essen wir Fisch, allerdings nur selbst gefangenen, was zur Zeit eher selten der Fall ist, oder hin und wieder kaufen wir einem lokalen Fischer etwas ab. Fleisch essen wir noch seltener, wenn dann gibt es mal ein lokales Hühnchen. Auf Fisch, ob wild gefangen oder gezüchtet, sowie Fleisch aus dem Supermarkt können wir gut verzichten. Soweit wie möglich versuchen wir, uns saisonal und regional zu ernähren.
Von Anse la Roche geht es zum Paradise Beach, der seinen Namen zurecht trägt. Von hier aus laufen wir zu einem kleinen Heath Center ganz in der Nähe, um PCR-Tests für die Einreise nach St. Vincent and the Grenadines zu machen und auszuklarieren. Morgen oder übermorgen wollen wir dann der kleinen roten aracanga nach Union Island folgen.
Viele liebe Grüße schicken
MaRiKi+0,5
was schickt ihr immer für unverschämt schöne Bilder in die Welt. weißer Strand, türkisfarbenes Wasser, weiße Segel: da könnte sich doch glatt Neid regen…
Ansonste: alles erdenklich Gute für die nächsten Wochen. Ich melde mich demnächst nochmal. Grüße, Romi