Es war relativ ruhig hier in letzter Zeit. Das kommt daher, dass wir im Moment nicht allzu viel Spannendes zu berichten haben. Nach wie vor sind wir am gleichen Ankerplatz vor Hog Island und nach wie vor bestimmen die Arbeiten an Bord unserer aracanga2 großteils unseren Alltag.
Hier ist jedoch langsam Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Der Mastfuß ist repariert und verstärkt und vielleicht der stärkste Mastfuß aller je gebauten Prout Snowgoose. Zunächst entfernen wir sämtliches rottes Holz und anschließend wird aus einem massiven Teakholzbalken ein neuer Mastfuß mit Epoxidharz in die Bilge laminiert. Auf diesem steht die neue Maststütze, die aus zwei ebenso massiven Teakbalken besteht und von vorn und hinten mit fünf dicken Gewindestangen die vorhandene Stütze verstärkt. Das sollte halten. Jetzt müssen wir nur noch die Schotten und Böden neu einlaminieren und diese Baustelle ist abgeschlossen.
Die zweite große Baustelle, unser Dodger und Hardtop, ist ebenfalls so gut wie fertig. Farbe ist drauf, die Fenster sind drin und jetzt fehlen nur noch die Stützen vom Schweiße und ein paar optische Dinge.
Ansonsten optimieren wir peu a peu viele Kleinigkeiten: Eine Salzwasserpumpe zum Abspülen in der Pantry, einen Wasserfilter im Süßwasserkreislauf, eine Anzeige die Lade- und Entladeströme anzeigt, … Langweilig ist es uns nicht gewesen in den letzten Wochen. So, jetzt ist aber genug der Baustellen.
Seit etwa zwei Wochen sind alte Bekannte hier auf Grenada: Zuerst Jeroen und Vera mit ihrer türkisen Philos, die genau neben uns ankern. Die beiden haben wir vor fast einem Jahr gemeinsam mit ein paar anderen Booten in Frankreich kennengelernt und waren zusammen bis auf die Kanaren unterwegs. Von dort aus ging es für uns mit der Ivalu nach Gambia und für Philos nach Französisch Guayana. Und kurz nach Jeroen und Vera ist auch noch Atea mit Kia, John, Eyla und Braca hier eingetroffen. Die neuseeländische Familie, die seit zehn Jahren auf ihrem Boot lebt und unterwegs ist, haben wir letzten Oktober auf den Kanaren kennengelernt und es hat nicht viel Überzeugungsarbeit gekostet, sie mit nach Gambia zu locken. Aber nicht nur Philos und Atea sind hier, hier in Grenada haben wir in den letzten Monaten viele tolle Menschen kennengelernt und Lebensgeschichten gehört. Aber so schön es hier ist, wir brennen darauf, endlich wieder zu segeln und unterwegs zu sein. In etwa drei Wochen kommt ein Freund von uns aus Deutschland zu Besuch und allerspätestens bis dahin soll unsere aracanga2 segelfertig sein, so dass wir dann rund um Grenada und seine Nachbarinsel Carriacou segeln können. Erst im November, wenn die Hurricanesaison vorbei ist, möchten wir dann Grenada verlassen und die karibischen Inseln bis zu den Bahamas absegeln. Bis dahin heißt es für uns, jeden Tag das Wetter zu checken und immer ein Auge auf womögliche Hurricanes zu haben. Es passiert zwar nur äußerst selten, dass Grenada von einem dieser Wirbelstürme heimgesucht wird, aber was das Wetter angeht, wurde uns allen in den letzten Jahren, Monaten und Wochen eindrucksvoll gezeigt, dass nichts sicher ist. Ob es der aktuelle Bericht des Weltklimarates oder die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum enorm abgeschwächten Strömungssystem im Atlantik sind, die Prognosen sind einfach nur beängstigend. An dieser Stelle sollte jeder von uns einmal sein eigenes Konsumverhalten ganz kritisch überdenken, möchte er unseren Kindern einen ebenso lebenswerten Planeten, wie wir ihn kennen, gönnen.
Ach ja, wo wir schon bei Kindern sind: Seit etwa drei, vier Wochen hat Kira einen Ausschlag zunächst auf der Brust und Schulter und später auch auf dem Bauch, dem Rücken und den Armen. Rote, juckende Punkte überall. Was wie ein ganz normaler „Heat Rush“, durch das viele Schwitzen verstopfte Schweißdrüsen, beginnt, verschwindet nicht nach wenigen Tagen wieder, sondern ganz im Gegenteil, wird viel schlimmer. Die hiesige Kinderärztin tippt auf eine Kontaktreaktion mit der Frucht eines giftigen Baumes, sei sich aber auch nicht sicher. Wir können das relativ sicher ausschließen, da wir diesen Baum kennen und meiden. Wir tippen zunächst auf Heat Rush, was ungefährlich und hier sehr verbreitet ist um diese Jahreszeit, dann auf eine Milchallergie. Es wird mal etwas besser, dann wieder schlechter. Gestern haben wir von Doctor Bob, einen auf Naturheilverfahren spezialisierter Arzt, den wir schon vor einiger Zeit kennengelernt haben, zufällig am Strand getroffen und eine andere Diagnose bekommen: Auslöser für den Hautausschlag sind Bakterien im Verdauungssystem, die z.B. von Hunden oder anderen Tieren übertragen werden können. Das wäre nicht verwunderlich, da jeder „Wauwau“ und jede „Miau“ von Kira ausgiebig mit Liebe überhäuft wird. Doctor Bob verschreibt uns Guavenblätter, saures Obst und möglichst wenig Kohlenhydrate und Milchprodukte, dann sollte es innerhalb weniger Tage abklingen. Und wirklich, es ist innerhalb eines Tages schon deutlich besser geworden. Daumen drücken, dass es schnell verheilt.
Soweit für den Moment. Versprochen, bald gibt es wieder interessanteres zu lesen als Geschichten von Hautausschlägen und rottem Holz. Wie wäre es z.B. mit Segeln? Wir freuen uns darauf! Viele liebe Grüße senden
Riki, Kira und Martin
Auf Carriacou war ich mal 3 Wochen zum Tauchen – super relaxte Insel, alles sehr friedlich und freundlich dort.
Euch viel Spaß weiterhin