Ein bisschen wie heimkommen
So sehr wir es letztes Jahr nicht erwarten konnten, endlich die Segel zu setzen und auch ein paar andere Inseln der Karibik zu besuchen, so schön ist es, wieder hier anzukommen und den Anker in derselben Bucht zu werfen, die wir vor sieben Monaten verlassen haben. Und wieder kommen wir mit ähnlichen Gedanken und Plänen hier an wie damals: Wir möchten unser Boot verkaufen und ein Boot kaufen.
Schon wieder ein neues Boot?
So komisch vielleicht auch schwer nachvollziehbar es klingt, verkaufen wir unseren Katamaran nach nur einem Jahr. Die Entscheidung ist lange gereift und hat verschiedene Gründe: Hauptsächlich geht es uns darum, ein Boot zu haben, das wir gerne segeln, und in unserem Fall ist das ein Einrumpfer mit seinen natürlichen Bewegungen. Die Bewegungen auf einem Katamaran sind zwar deutlich weniger, was prinzipiell für das Segeln mit Familie spricht, jedoch sehr viel ruckartiger und härter. Der Monohull legt sich auf die Seite, die Bewegungen sind allerdings harmonischer. Der zweite Hauptgrund ist, dass wir Pläne haben, nicht nur in den Tropen, sondern auch in kalten Gebiete zu segeln, wo wir eventuell längere Zeit auf eine Heizung mit entsprechenden Dieselkapazitäten angewiesen sind und um dort hin zu kommen möglicherweise längere Schläge am Wind segeln müssen, was keine Paradedisziplin eines Katamarans ist. Kurz und gut ist die Entscheidung gefallen und somit gibt es auch keinen Grund, diese herauszuzögern, wo doch der Bootsmarkt in der Karibik sowohl vielfältig als auch günstig ist.
Vier Boote sehen wir uns insgesamt an, die erste, eine wunderschöne Ketsch vom Typ Seatrader 44, passt zwar gut in unser Budget, bedeutet jedoch sehr viel Renovierungsaufwand. Nummer zwei, eine Seamaster 46, hat zwar nur optische Mängel, wird uns jedoch bevor wir uns entscheiden können vor der Nase weggekauft. Gut so, im Nachhinein wäre sie nicht unser Traumboot gewesen. Eher schon Nummer drei, ein wunderschöner Einzelbau aus Australien. Einziges Manko ist die Kabinenaufteilung, wir können es drehen und wenden wie wir wollen, für zwei Erwachsene und zwei Kinder ist sie nicht ideal. Besonders mir (Martin) fällt diese Einsicht schwer. Also entscheiden wir uns doch für Nummer eins und den damit verbundenen Renovierungsaufwand. Im selben Moment wie die Entscheidung fällt, läuft uns wie aus heiterem Himmel Option Nummer vier über den Weg: eine C&C 48. Nach einem Telefonat, einer Besichtigung per Video und ein paar Bildern sagen wir am Telefon zu.
„Kommt her und schaut sie euch erst mal an“, ist die Antwort, „sie ist für euch reserviert.“ Sorry für die Ausdrucksweise, aber wie geil ist das denn? Wir müssen das Boot nicht ungesehen kaufen und trotzdem wird sie uns in der Zwischenzeit nicht weggeschnappt. Bei der ersten Besichtigung werden wir nicht enttäuscht. Sie ist zwar ein paar Fuß größer ist, als wir geplant hatten, dafür passt alles: Drei Kabinen, keine Renovierungsprojekte, guter Zustand, wunderschön und ein unschlagbarer Preis. Die C&C ist ein sicheres Boot, mit dem wir überall hin segeln können, ob kaltes oder warmes Klima, ob raue oder ruhige See. Und obendrein kennen wir auch noch die Eigner des Bootes vom letzten Jahr, Kira hat sogar von der Voreignerin selbst genähte Kleider im Schrank.
Kauf und Verkauf
Daraufhin folgt der logische nächste Schritt: Wir müssen den Katamaran verkaufen, um nicht in finanzielle Schieflage zu kommen. Natürlich überwiegt die Vorfreude auf das neue Boot, aber etwas Wehmut ist schon auch dabei. Anfragen für den Kat gibt es viele, insgesamt knapp über 100, davon etwa zehn sehr ernst gemeinte. Wir haben drei Besichtigungstermine in Martinique, Letzterer sagt zu und gemeinsam segeln wir nach Grenada. Auf dem Weg dann die Ernüchterung für alle Beteiligten, der Käufer sagt aus nachvollziehbaren persönlichen Gründen wieder ab.
Also planen wir den ersten Besichtigungstermin auf Grenada. Wer hier her kommt, muss sehr ernstes Interesse haben, so aufwändig und so teuer sind die Flüge. Die Tage vor dem Besichtigungstermin des Katamarans sind vollgepackt: Ausräumen, aufräumen, putzen. Kiste für Kiste und Tasche für Tasche verlässt den Kat und wandert auf den längsseits liegenden Mono. Auf den Knien rutschen wir über Deck und putzen und polieren, was das Zeug hält. Je sauberer der Kat wird, desto mehr breitet sich das Chaos auf dem neuen Boot aus, alle Energie wird in den Verkauf gesteckt und der Kühlschrank für die potentielle Käuferin mit Bier, Wein und Leckereien gefüllt. Die Mühe wird belohnt, Sabine bleibt eine Woche, wir lassen ein Gutachten anfertigen, gehen segeln und am vorletzten Tag sitzen wir gemeinsam beim Notar in St. George’s und unterschreiben den Kaufvertrag. Puh, das ging sich alles gut aus und wir können aufatmen, dass alles so nahtlos funktioniert und unsere weitere Reise gesichert ist.
Eine kurze Unterbrechung, unten geht’s weiter… Etwas Werbung in eigener Sache…
Elmo und das geraubte Blau
von Martin Finkbeiner
Elmo ist ein Klabautermann. Da sein Schiff untergegangen ist, lebt er an Land, im friedlichen Städtchen Kapkap. Eines Tages spielt ihm das Schicksal ein neues Boot in die Hände und er bricht auf, um die Welt zu sehen. Doch daraus wird nichts – denn finstere Mächte trachten danach, Verderben über den Ozean und seine Bewohner zu bringen. Auch Elmos Freundin, die Meeresprinzessin Sira gerät in große Gefahr. Elmos Reise wird zu einem gefährlichen Abenteuer. Zusammen mit seinen Freunden stellt er sich gegen die Panzerechse Leviathan, den Feind des ozeanischen Gleichgewichtes und Feind aller Schönheit und Friedfertigkeit. Mit hinterhältigen Tricks und einer furchterregenden Armee will dieser die Meeresbewohner ihres Glücks berauben.
Potential Cyclone Number Two
Die Hurrikansaison beginnt, das ist deutlich zu spüren. Täglich checken wir die Wetterberichte für Grenada, für den Nordatlantik und werfen einen Blick auf die Website der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA, wo aktuelle und potentielle Hurrikane vorhergesagt werden. Speziell beobachtet haben wir in den letzten Tagen die Entwicklung einer tropischen Welle, die als „Potential Cyclone Number Two“ geführt wurde und mittlerweile auf den Namen „Tropical Storm Bonnie“ getauft ist und sich laut aktueller Vorhersage ab Dienstag zum Hurrikan entwickeln kann. Mittlerweile ist das System auf dem Weg über Mittelamerika in Richtung Pazifik, uns hat es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch passiert und viel Wind und sehr viel Regen beschert. Als Vorsichtsmaßnahme haben wir das Boot mit vier Bugleinen an den Mangroven festgebunden und drei Anker über das Heck ausgebracht. Wir lagen so sicher, dass wir vom Wind kaum etwas mitbekommen haben, dafür aber über 1000 Liter Regenwasser sammeln und unsere Wassertanks randvoll machen konnten. Außer einem Blitzeinschlag bei einem Boot in der Nähe von uns ist auch auf den anderen Booten nichts passiert. Mittlerweile haben wir sämtliche Anker, Ketten und Leinen wieder eingeholt, unserem neuen Boot eine neue 75 Meter lange Ankerkette spendiert, und liegen wieder am Anker. Hier werden wir uns in den nächsten Wochen an Bord einleben, sämtliches Zeug verräumen, ein-, aus- und umräumen und spätestens im August dann den Anker lichten und endlich wieder segeln gehen. Wohin? Das wissen wir noch nicht so genau. Mit Sicherheit werden wir ein paar Testschläge im südlichen Teil des karibischen Inselbogens unternehmen und dann im Oktober / November entweder nach Westen mit Kurs nach Panama aufbrechen oder nach Süden in Richtung Brasilien segeln.
Und die Crew?
Kira liebt das neue Boot mit der großen Badeplattform. Sie hat sich gleich die große Bugkabine als ihr Zimmer ausgesucht. Sie und Naia schlafen vorne und der Rest der Crew in der mittleren Kabine. Die dritte Kabine im Heck ist aktuell noch Chaos, hier liegt im Moment noch alles, was bislang noch keinen Platz gefunden hat oder aussortiert wurde und am nächsten Flohmarkt verkauft werden soll. Naia ist so ruhig und entspannt, dass man manchmal völlig vergisst, dass sie auch noch da ist. Aber trotzdem ist das Leben zu viert an Bord eine nochmal größere Herausforderung als zu dritt. Wir haben das riesige Glück, beide den ganzen Tag da zu sein und beide viel Zeit für die Kinder zu haben. Dafür ist es kaum möglich, die Kids mal kurz abzugeben, um zu zweit etwas an Bord zu arbeiten oder gar zu unternehmen.
Trotzdem, wir haben eine wunderbare Zeit zusammen mit den ganz normalen Herausforderungen einer jeden Familie. Wir sind glücklich an Bord unserer „Neuen“, die übrigens wieder auf den gleichen Namen hören wird, nach der kleinen aracanga und der (nicht ganz) quadratischen, zweirümpfigen aracanga2 folgt die große ARACANGA, 14,5 Meter lang, 4,3 Meter breit, 2 Meter Tiefgang und stolze 42 Jahre alt.
Es grüßen ganz herzlich die Crew der ARACANGA Naia, Kira, Riki und Martin
Glückwunsch zum neuen Boot – gute Entscheidung! Hier ist es inzwischen auch so warm wie in Carriacou.
Was für ein wunderbares Abenteuer!! Es ist toll, euch wieder in Grenada zu haben, und natürlich hat die Familie einen Neuzugang, ein weiteres wunderschönes Mädchen. Kira ist in der Zeit, in der du weg warst, so gewachsen … hehe
Glückwunsch zum neuen Boot!! so aufgeregt für dich, es ist sicher groß und geräumig. Ich wünsche Ihnen viele viele Jahre glückliches Segeln. Toller Blog👌🏼🌴