Kurs St. Martin

Wir bleiben noch bis Mitte Februar in Antigua. Der Grund dafür ist, dass wir das Projekt „Sprayhood“ endlich realisieren möchten. Unser Kumpel Jay näht diese gemeinsam mit Riki, was für uns die Kosten einigermaßen im Rahmen hält. Außerdem ist das für Riki, die als Maßschneiderin gut mit feinen Stoffen wie Seide, Jeans und Jersey umgehen kann, eine gute Gelegenheit, ein paar Tricks und Kniffe im Umgang mit schweren Persenningsstoffen und Segeltüchern zu lernen.

Riki arbeitet an unserer Sprayhood
Riki an ihrer neuen Sailrite Nähmaschine beim Sprayhood nähen

Die Sprayhood, eine Art Spritz- und Windschutzscheibe über dem Niedergang und vor dem Cockpit, soll uns vor Regen, Wind und überkommenden Wellen schützen. Und um das Ding gleich perfekt zu machen, näht Riki zusätzlich Seitenteile zum hoch- und runterrollen. Jetzt können wir auch bei Regenwetter trocken im Cockpit sitzen und haben einen zusätzlichen Raum, eine Art Wintergarten, gewonnen. Hier in der Karibik bei moderaten Winden und Sonnenschein ist das ganz nett zu haben, wenn wir aber gegen Ende des Jahres wie geplant weit in den Süden in kältere und stürmischere Gebiete segeln, werden wir Sprayhood samt Seitenscheiben höchstwahrscheinlich erst recht zu schätzen wissen. Ein paar Kleinigkeiten sind noch anzupassen und zu verbessern, aber im Großen und Ganzen ist das Projekt „trockenes Cockpit“ fertig.

Martin und Kira
Das letzte Bild ohne Sprayhood. Hier in der Karibik kein Problem, wehe aber es wird kälter…

Und somit ist unser für uns ja immer noch relativ neues Boot auf dem Stand, wie wir es haben wollen. Der verhältnismäßig sehr günstige Kaufpreis hat uns Spielraum für einige größere Anschaffungen, An- und Umbauten zugelassen, das meiste davon haben wir gebraucht und glücklicherweise relativ preiswert bekommen: Die Hydrovane Windfahnensteuerung, Sprayhood samt Seitenteilen, eine zusätzliche Reling um das Cockpit, eine neuwertige, reffbare Kutterfock, Funk und AIS, zusätzliche Solarmodule samt Regler, Viertakt Außenborder, Maststufen, Tauchausrüstung, Sailrite Nähmaschine, Wassermacher… Mit Hinblick auf die Routenplanung ist einer der wenigen auf dem Wunschzettel verbleibenden Punkte eine Heizung. Haben wir hier zufällig Leser aus unserem Heimatort, die bei Webasto arbeiten und uns diesbezüglich mit Knowledge und Beziehungen behilflich sein könnten ;-)?

Kira mit ihren neuen Fahrrad
Kira fährt ihr Geburtstagsgeschenk aus

Bevor wir von Antigua aus ablegen, steht noch ein Highlight auf dem Programm: Kiras dritter Geburtstag. Diesen feiern wir, ebenso wie zuvor schon Weihnachten und Sylvester, an unserem kleinen Strand mit Lagerfeuer (super!) und Grillwurst (das hätten wir uns auch sparen können, geschmacklich very british ;-)). Kira bekommt ein kleines Fahrrad zum Geburtstag und übt sich fleißig an ihren ersten Runden. Das mit dem Gleichgewicht klappt dank Laufradfahren ganz gut, die Kombination Gleichgewicht und Treten ist noch etwas schwierig und die voreilig abgenommenen Stützräder schrauben wir vorerst doch noch einmal an die Hinterachse.

Dann geht es endlich los. Am späten Nachmittag holen wir den Anker in Jolly Harbour auf und setzen Kurs direkt auf die Nordspitze St. Martins.

Auf dem Weg nach St. Martin
Uns bietet die Sprayhood Schutz vor Wellen und Wetter. Für Kira ist es sogar eine Art neues Spielzimmer. Bei schönem Wetter rollen wir die Scheiben hoch.

Die Überfahrt könnte besser nicht sein. Ein gleichmäßiger Wind von etwa 15 Knoten (geschätzt, eine Windanzeige haben wir nicht) schiebt die ARACANGA mit im Schnitt knapp sechs Knoten Geschwindigkeit (Ein Knoten entspricht 1,852 Kilometer) zügig voran. Kira genießt die neue Sprayhood, macht es sich im Windschatten der Scheibe auf dem Aufbau gemütlich, stellt eine Figur auf ihre Toniebox und hört in aller Ruhe ihre Kindergeschichten. Naia wird schon bald müde und schläft zunächst bei Riki in der Trage und dann in der Achterkabine. Kira, die normalerweise im Vorschiff ihre Kabine hat, zieht bei Überfahrten je nach Wellen in die Mittelkabine um, wo es deutlich ruhiger zugeht als im Bug. Die Nachtfahrt ist abgesehen von ein paar Seglern und einem Schleppverband, der parallel zu uns fährt, sehr ruhig. Langsam, sehr langsam verringert sich der Abstand zu dem Schlepper jedoch, so dass wir irgendwann zu einem Ausweichmanöver gezwungen werden, um nicht in der geschätzt eine halbe Seemeile langen Schlepptrosse zu enden. Wir luven an, segeln am Heck vorbei und lassen den Abstand dann wieder langsam größer werden.

Auf dem Weg nach St. Martin - Martin am Steuer
Bilderbuchsegeln nach St. Martin. Nur selten müssen wir die Windfahne korrigieren


Was für ein Luxus, als es nachts kalt wird (wenn man sich nicht bewegt werden auch 22 Grad irgendwann kalt) rollen wir einfach das luvseitige Seitenteil herab und sitzen trocken, warm und windstill. Es ist eine ganz neue Erfahrung für uns…

Zackbummpeng alles ist schwarz. Genau an dieser Stelle gibt es ein zugegebenermaßen nur sehr leises, elektrisches Zischen und der Bildschirm ist schwarz. Weder wir noch unser sehr versierter Nachbar können dem Laptop neues Leben einhauchen. Unsere traurige Bilanz im letzten Jahr lautet zwei kaputte Computer und ein vor sich hinsiechendes Tablet (mit Windows), das zwar noch als Notfallbackup taugt, allerdings zum Schreiben eher ungeeignet ist. Hohe Luftfeuchtigkeit und salzige Luft sei Dank. Mittlerweile haben wir zähneknirschend in einen neuen Laptop investiert und glücklicherweise läuft dieser einwandfrei mit unserer alten Festplatte, das heißt wenigstens sämtliche Daten und Programme sind noch da. Eigentlich wäre dieser Artikel schon vor einigen Tagen erschienen, aber aus oben genanntem Grund war das leider nicht möglich.

Schmetterlingsbesegelung
Die letzten Meilen nach Marigot

Weiter geht’s, wo waren wir stehengeblieben? Bei der komfortablen Überfahrt in unserem lauschigen neuen „Wintergarten“. Die Nacht geht ohne besondere Vorkommnisse vorüber, bei Sonnenaufgang sind wir auf Höhe der Luxusinsel St. Barth und wenige Stunden später segeln wir um die Nordspitze St. Martins und entlang der Nordwestküste durch den Kanal, der die Insel von der Nachbarinsel Anguilla trennt. Es sind genau 100 Seemeilen von Antigua nach St. Martin, wo wir jetzt in der großen Margot Bay auf der französischen Seite der französisch-holländischen Insel vor Anker liegen. Es war geplant, dass Riki mit den Kids von hier aus für etwa drei Wochen nach Deutschland fliegt, da der Gesundheitszustand ihrer Oma sehr schlecht ist. Einen Tag nach der Flugbuchung bekommen wir die traurige Nachricht vom Tod der Oma und buchen unsere Flüge, die wir nicht mehr stornieren können, auf den Sommer und für alle vier von uns um. Im Juni werden wir von Panama aus für knapp drei Wochen „Heimaturlaub“ machen.

Martin beim Maststufen montieren
Die Stopps auf Antigua und St. Martin nutzen wir, um ein paar Bootsprojekte zu realisieren

St. Martin ist weder auf den ersten- noch auf den zweiten Blick unsere Lieblingsinsel und rangiert in unserem persönlichen Ranking gemeinsam mit Antigua eher auf den hinteren Plätzen. Die Insel versinkt gefühlt permanent im Verkehrschaos und, egal ob fahrend oder stehend, wird bei vielen Autos nie der Motor abgeschaltet. Jeden Tag machen mehrere riesige Kreuzfahrtschiffe hier fest und im Fünf-Minuten-Takt landen Flieger aus aller Welt sowie zahlreiche Privatjets zu reicher Leute auf der Insel. Positiv sind bezahlbare Lebensmittel und das größte Angebot an Ersatzteilen und Services für Boote, das man sich vorstellen kann. Lebensmitteltechnisch machen wir das Boot voll, von Zweiterem brauchen wir glücklicherweise kaum etwas. Lediglich für unseren defekten Wassermacher hätten wir einen Service und ein paar Ersatzteile benötigt, es sind die wahrscheinlich einzigen Teile, die hier nicht verfügbar sind. Nicht so schlimm, wir kommen auch ohne dem Teil gut mit unserem Wasserverbrauch hin und stressen uns deswegen nicht. Die Ersatzteile besorgen wir dann im Juni und machen den Service selbst in Panama.

Hier in Marigot lernen wir Kai kennen, einen Tramper, der seit Oktober unterwegs und als Anhalter von Deutschland aus zunächst auf der Straße bis Gibraltar und dann per Boot bis St. Martin gereist ist. Er möchte ebenfalls in die Dominikanische Republik und kurzerhand beschließen wir, ihn mitzunehmen. Auch treffen wir hier verschiedene Freunde wieder, und neben ein paar Bordarbeiten machen wir gemeinsame Ausflüge zum Strand und zum sehr bekannten Flughafen, dessen Startbahn direkt hinter dem Strand beginnt und wo die Flugzeuge nur wenige Meter über unsere Köpfe hinweg rauschen. Auch als Nicht-Flugzeugfanatiker ein spannender Tag.

Am Flughafen von St. Martin
St. Martin ist unter anderem bekannt für seinen Flughafen, dessen Startbahn direkt am Strand endet.

Im Moment ist es sehr windstill. Ab morgen soll es dann langsam wieder windiger werden und am Freitag möchten wir dann in Richtung Dominikanische Republik ablegen. Wir rechnen mit knapp drei Tagen Überfahrt und werden voraussichtlich am Montag Vormittag dann in Samana im Nordosten der Insel ankommen.

Es grüßen aus St. Martin MaRiKiNa und Kai

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–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

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