Vor Anker in der Lagune von Alvor

Vor Anker in der Lagune von Alvor
Wer findet die Ivalu?

In der Lagune von Alvor haben wir unser Gefühl für Zeit verloren. Wie lange sind wir schon hier vor Anker? Eine Woche? Zwei? Ohne ins Logbuch zu schauen, können wir die Frage nicht beantworten und es spielt auch keine Rolle. Die Lagune ist eigentlich eine Flussmündung mit zahlreichen Sandbänken, die bei Flut unter Wasser sind und bei Ebbe herauskommen. Hier in der Lagune von Alvor gefällt es uns: Sonntags gibt es einen schönen Markt, auf dem wir Obst und Gemüse aus der Region kaufen, bei Niedrigwasser trifft man sich auf den Sandbänken zum Schwertmuscheln fangen, die wiederum gute Köder abgeben und bei Sonnenuntergang angeln wir uns leckere Geißbrassen zum Abendessen. Wir haben tolle Nachbarn, mit denen wir uns nachmittags zum Kaffee oder abends auf ein Bier treffen, wie zum Beispiel Steffi und Brian von der „Detour“, die bereits seit acht Jahren unterwegs sind, Anne und Dag von der „Marli“, die uns beibringen, wie man mit Salz die Schwertmuscheln aus ihren verstecken lockt und Thomas von der „Irmi“, der genau wie wir nach Gambia segeln möchte. Auch Vera und Jerome von der „Philos“ treffen wir wieder.

Wingsurfen
Brian mit Wing und Foilbord in der Lagune von Alvor

Brian und Steffi werden den Winter in der Lagune von Alvor verbringen, und damit es ihnen nicht langweilig wird, haben sie sich ein Foilbord und einen Wing zugelegt, mit dem Brian durch die Lagune düst. Wingsurfen? Schon mal gehört, aber noch nie gesehen, geschweige denn ausprobiert. Bei uns stand immer wieder die Frage im Raum, das Windsurfzeug mit aufs Boot zu nehmen, was jedoch platztechnisch nicht möglich ist, daher sind wir natürlich total neugierig auf dieses aufblasbare Segel, das so gut wie keinen Platz an Bord wegnimmt. „Wanna try it?“ – „Oh yes, thank you!“ Zwei Tage surfen wir durch die Lagune und was sollen wir sagen, es macht einen Riesenspaß und wir sind schon dabei, sämtliche Gebrauchtbörsen nach so einem Bord und Wing zu durchstöbern.

Schietwetter am Anker. Viel Wind und Regen, aber keine Welle.

Nach zwei Tagen ist der Wind vorbei und es folgt die Ruhe vor dem Sturm: Am Dienstag soll ein großes Tief durchziehen und es sind Windgeschwindigkeiten von bis zu 56 Knoten aus Süden vorhergesagt, was etwa 100 Km/h entspricht. Also ist sturmfest machen angesagt: Alles, was wegfliegen kann wird verstaut, die beiden Rollvorsegel noch zwei Umdrehungen weiter eingerollt und zusätzlich mit einer Leine gesichert, das Biminitop weggeklappt und ordentlich verschnürt, außerdem legen wir den Zweitanker sowie eine lange Anker- und Schleppleine bereit. Aus dem SUP lassen wir die Luft und verstauen es unter Deck, das Dinghi beschließen wir aufgeblasen zu lassen, falls wir es im Notfall brauchen, um z.B. einen zweiten Anker auszubringen. Und zu guter Letzt holen wir den Anker auf und lassen ihn knapp an der südlichen Sandbank fallen, damit wir mehr Ankerkette ausbringen können. Es kann losgehen, wir sind gut vorbereitet. Am Vormittag fegt die erste Böe mit etwa 40 Knoten durch das Ankerfeld, dazu regnet es. Ansonsten ist es verhältnismäßig ruhig, der Wind weht durchgehend mit etwa 25 bis 30 Knoten und nur hin und wieder nimmt er etwas zu. Wie vorhergesagt erreicht der Wind gegen 16 Uhr seinen Höhepunkt, eine weitere starke Böe lässt die Boote an den Ankern zerren, die jedoch allesamt gut halten.

Unsere Belohnung nach einem langen, verregneten und windigen Tag

Gegen 19 Uhr bläst wie aus dem Nichts eine letzte Böe, dann ist der Spuk vorbei. Überall gehen die Luken auf und überall klettern die Segler aus ihren Kajüten. Wir werden mit einem sagenhaften Sonnenuntergang belohnt und, wir hätten es verpasst, hätten Brian und Steffi nicht wie gebannt in die andere Richtung geschaut, einem durchgehenden, doppelten Regenbogen. Puh, es war ein windiger Tag, jedoch lange nicht so heftig wie vorhergesagt. Aber lieber sind wir einmal zu viel gut vorbereitet, als solch eine Wettervorhersage auf die leichte Schulter zu nehmen.

Peter und Kira

Was gibt es sonst noch zu berichten? Nicht viel, es sind faule Tage in der Lagune von Alvor. Wir paddeln viel mit dem SUP und so wie andere Kinder im Kindersitz im Auto am besten einschlafen, schläft Kira am besten beim Paddeln in der Bauchtrage.

Heute Mittag bergen wir den Anker und fahren die wenigen Meilen nach Lagos, um Wasser zu tanken und das Boot fertig für die Überfahrt nach Madeira zu machen. Morgen möchten wir ablegen. Es ist zwar nicht die beste Vorhersage und wenn wir ganz ehrlich sind, kann sich unser Entschluss auch noch ändern, aber es ist ein für diese Jahreszeit passables Wetterfenster mit leichten Winden und, was uns die Entscheidung schwer macht, hoher Welle. Mal sehen, wir werden berichten.

Bis dahin alles Liebe und viele Grüße von Bord der Ivalu,

Kira, Riki, Martin, Peter

–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

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