Providencia

Strand auf Santa Katalina, Providencia
Strand auf Santa Katalina

Providencia, auch bekannt als Providence Island oder Old Providence, ist eine kleine Insel östlich von Nicaragua. Sie ist nur etwa sieben mal vier Kilometer groß und gehört, genau wie die Nachbarinsel San Andrés, zu Kolumbien. Ein langes Barriereriff zieht sich entlang der Ostseite der Insel acht Seemeilen nach Norden. Direkt nördlich von Providencia, nur durch einen schmalen, flachen Kanal und eine Fußgängerbrücke voneinander getrennt, liegt die kleine Insel Santa Katalina. Auf den beiden Inseln zusammen leben insgesamt lediglich 5.000 Menschen, dementsprechend ruhig geht es hier im Gegensatz zum dicht besiedelten und vom Tourismus überlaufenen San Andrés zu. Die wenigen Touristen, die sich nach Providencia verirren, kommen in erster Linie zum Tauchen hier her.

Ankunft – endlich Kaffee

Wir ankern morgens gegen 10 Uhr zwischen Santa Katalina und Providencia und rufen Mr. Bush am Funk. Einklarieren muss man hier mittels eines Agenten, der die Behördengänge und den Papierkram erledigt. Um 16 Uhr sollen wir in sein Büro kommen und Pässe, Schiffspapiere und die Ausreisedokumente aus Belize mitbringen.

Die ARACANGA vor Anker vor Providencia
Vor Anker vor Providencia

Also machen wir zuerst einmal einen Kaffee. Während Überfahrten trinken wir weder Kaffee noch Alkohol, mit all den Schiffsbewegungen haben wir wenig Appetit auf alles, was in irgendeiner Weise auf den Gleichgewichtssinn schlägt. Umso besser schmeckt der erste Kaffee nach einer Überfahrt. Dann machen wir Klarschiff. Die Matratze im Vorschiff ist nass, da das Vorluk mal wieder getropft hat und die Bodenbretter sind schmierig vom Salzwasser, das seinen Weg durch eine zum Lüften offene Luke gefunden hat. Aufzuräumen gibt es nicht viel, da während der Überfahrt sowieso alles verräumt ist, damit nichts durch die Gegend fliegt. Wir packen das Großsegel ein, schießen sämtliche Leinen auf und schalten die Navigationsinstrumente ab. Das Dinghy kommt ins Wasser, der Motor, der während der Überfahrt an der Reling hing, daran, dann ist es Zeit für einen Sprung ins Wasser.

Das Einklarieren ist eine entspannte Angelegenheit. Wir geben lediglich die Pässe ab und holen sie am nächsten Tag mit den entsprechenden Stempeln darin wieder ab. Fertig.

Wiedersehen und Kennelernen

Kira mit ihrer Freundin Paizley

Außer uns ankern noch vier andere Boote hier, eines davon ist eine befreundete Familie von uns, deren Kinder etwas älter als unsere sind. Wir packen Kiras Fahrrad und Naias Laufrad ein und treffen uns am Sportplatz auf Santa Katalina. Die Kids radeln, spielen, rennen und toben, wir sitzen zusammen und erzählen von den letzten Inseln und Erlebnissen. Ein paar Tage liegen unsere Boote gemeinsam in der Ankerbucht, dann machen sich Danielle, Woody, Woody Jr., und Paizley auf den Weg via San Andrés nach Panama, wo wir sie wahrscheinlich wieder treffen werden.

Mit den Rollern auf Providencia unterwegs
Mit den Rollern auf der Insel unterwegs

“Wollt ihr einen oder zwei Roller?”Hm, zu viert nehmen wir doch lieber zwei, zumal der Preis nicht sehr hoch ist. Wir pesen zwei Mal um die Insel, stoppen an den Stränden, gehen viel schnorcheln und endlich mal wieder tauchen und genießen Providencia. Es ist seit langem die erste Insel, die in einheimischer Hand ist, keine amerikanischen Investoren und Hotelkomplexe, keine China-Shops und Fastfoodketten. Es ist echt, unverfälscht und authentisch. Die Einheimischen sind ausgesprochen freundlich, es wird gegrüßt und gelacht. „Schön, dass ihr da seid. In der Hütte hier ist ein Kühlschrank, nehmt euch ein Bier raus und legt das Geld dafür einfach in den Karton daneben“, so werden wir an unserem ersten Tag auf Santa Katalina begrüßt. In dem Karton liegt einiges Wechselgeld, Angst dass dieses geklaut wird, hat niemand. Auch steckt an jedem Roller und Moped, dem Hauptverkehrsmittel der Insel, der Schlüssel, keiner kommt je auf die Idee, diesen abzuziehen. Wozu auch, auf einer Insel wo wahrscheinlich fast jeder jeden kennt.

Von Piraten und Hurrikanen

Providencia und Santa Katalina
Links Santa Katalina, rechts Providencia

Ursprünglich war Providencia eine Basis für holländische Piraten, bis es im 17. Jahrhundert zunächst von den Engländern und später von den Spaniern kolonialisiert wurde. Beide Kolonialmächte waren jedoch wenig erfolgreich, neben Dürren und Missernten blieb das „Piratenproblem“. Die Spanier wurden von englischen, holländischen und französischen Piraten attackiert, der bekannteste unter ihnen war Henry Morgan. Von hier aus plante der berühmte Pirat seine Invasion von Portobello in Panama. Über die Jahre hinweg geriet die Insel in Vergessenheit und wurde über die nächsten 100 Jahre nicht umkämpft, bis im 18. Jahrhundert Siedler und Pflanzer aus Jamaika, Europa, aus der Karibik und aus Mittelamerika sich niederließen. Nicaragua beanspruchte die Inseln kurzzeitig, einigte sich dann allerdings 1928 mit Kolumbien, zu dem die Insel bis heute gehört. So idyllisch die Insel ist, hat sie mit Problemen im Bildungs- und Gesundheitssektor sowie mit der Klimakrise zu kämpfen, die in Form von Erosion an der Insel nagt und die Korallen ausbleichen lässt.

Die Brücke zwischen Providencia und Santa Katalina
Die neue Brücke. Unten sind noch die Fließen des ehemaligen Hotels zu sehen

Die wahrscheinlich größte internationale Beachtung hat Providencia 2020 bekommen, als Hurrikan Iota große Teile der Insel verwüstete, nur eine gute Woche nachdem Hurrikan Eta bereits Schaden angerichtet hat.

Hurrikan Iota tobte über der Insel Providencia als Hurrikan der Kategorie 5, der höchsten Kategorie auf der Hurrikanskala. 98 Prozent der Gebäude auf der Insel wurden schwer beschädigt oder zerstört, ein Mensch kam ums Leben. Auch heute, knapp vier Jahre nach der Tragödie, sind die Narben des Hurrikanes noch überall sichtbar. An der Mole sind nur noch die Bodenfließen des ehemaligen Hotels sichtbar, einige Gebäude sind nach wie vor halb eingefallen und an den Straßenrändern sieht man immer wieder die Überreste ehemaliger Häuser.

zerstörte Mangroven, Providencia
Vom Hurrikan zerstörte Mangroven, dazwischen frische Setzlinge

Selbst die Mangroven, normalerweise der letzte Schutz für Boote vor einem Hurrikan, wurden zu großen Teilen zerstört. Die Wiederaufforstung der Mangroven, dem natürlichen Schutzgürtel um die Insel, dauert Jahre. An vielen Orten sehen wir Aufzuchtstationen für Mangroven, die, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, eingepflanzt werden. Auch dem Riff, durch die Klimaerwärmung schon gestresst und teilweise ausgeblichen, hat der Hurrikan erheblichen Schaden zugefügt, beim schnorcheln und tauchen sehen wir leider viele tote und abgebrochene Korallen.

Tauchen und Schnorcheln

Grauer Riffhai beim Tauchen vor Providencia
Grauer Riffhai

Trotzdem ist das Tauchen hier auf der Insel ein Highlight. Viele Fische, spektakuläre, in weite Tiefe abfallende Wände und schmale Canyons machen das Tauchen zu einem Erlebnis. Vor allem ist die Unterwasserwelt Providencias jedoch für seine vielen Haie bekannt, die uns, sobald wir abtauchen, begleiten, umkreisen und sehr nahe kommen. Sie warten darauf, Feuerfische gefüttert zu bekommen. Der Feuerfisch ist eine eingeschleppte Art, die im kompletten tropischen Atlantik viel Schaden anrichtet, für die Haie jedoch ein Leckerbissen. Immer, wenn wir einen Feuerfisch erblicken, meist unter Korallenblöcken, erlegt ihn der Tauchguide mit dem Speer und verfüttert ihn an die dann ganz aufgekratzten Haie.

Kira und Naia
Auf dem Weg zu Morgans Head

Wir erkunden die Insel mit unserem Dinghy und gehen viel schnorcheln. Kira liebt das Schnorcheln und Naia sitzt im Neoprenanzug mit Schwimmflügeln auf einem unserer Rücken. Sie liebt es zwar, die kleine Maske und den Schnorchel anzuhaben, traut sich aber noch nicht, den Kopf unter Wasser zu lassen. Nicht mehr lange, dann werden wir zu viert schnorcheln gehen. Einer unserer Lieblingsplätze ist Morgans Head am Nordwestende von Santa Katalina Island. Es ist ein markanter Felsen in der Form eines Kopfes, der, so sagt die Legende, dem Kopf von Henry Morgan glich. Entweder wir wandern dorthin, entlang der Küste Santa Katalinas und vorbei an Fort Warwick mit seinen alten Kanonen, oder wir kommen mit dem Dinghy zum Schnorcheln.

Providencia ist eine tolle Insel, es gefällt uns richtig gut. Es gibt nicht viel zu tun hier, dafür um so mehr zu entdecken. Der Reiz der Insel ist ihre Ruhe, ihre Abgeschiedenheit und Gelassenheit.

Viele liebe Grüße aus Providencia senden die vier ARACANGAs

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