Große Neuigkeiten

Angekommen in Grenada

Grenada fühlt sich an wie eine andere Welt. Waren wir in Gambia meist die einzigen Segler auf weiter Flur, eigentlich muss es ja heißen auf weitem Fluss, sind wir hier umgeben von unzähligen anderen Booten. Viele der Segelboote sind aus den USA und Kanada, aber es sind auch einige Flaggen anderer Länder zu sehen. Etwa die Hälfte der Boote sind bewohnt, viele für die nahende Hurricane-Saison hier abgestellt. Grenada gilt als relativ hurricanesicher, und da das südlich von hier und absolut hurrianesichere Trinidad & Tobago nach wie vor geschlossen ist, ist hier umso mehr los.

Aktuell gibt es hier zwei aktive Coronafälle und als Inselstaat hat Grenada den großen Vorteil, das Infektionsgeschehen gut kontrollieren zu können. In geschlossenen Gebäuden müssen Masken getragen werden, bei täglich 30 Grad findet das Leben jedoch zum allergrößten Teil im Freien statt. Man merkt kaum Einschränkungen, es ist viel geboten, jeden Abend gibt es irgendwo Live-Musik. Sowohl die Einheimischen als auch die Segler sind ein feierfreudiges Volk.

Quarantäne und Einklarieren in Grenada

Angekommen in Grenada
Auf die glückliche Ankunft! In der Karibik schmeckt der Rum & Coke gleich doppelt lecker!

Unsere Ankunft gestaltet sich jedoch alles andere als gesellig, denn zunächst müssen wir drei Tage an Bord bleiben, bis unsere PCR-Tests ausgewertet sind. Am Quarantäneankerplatz vor der Hauptstadt Saint George’s steht ein etwas unangenehmer Schwell aus Nordwesten. Mit der ersehnten ruhigen Ankerbucht müssen wir uns wohl noch etwas gedulden. Dann endlich der Anruf: „Eure Ergebnisse sind da, ihr könnt an Land kommen, die negativen Testzertifikate abholen und einklarieren.“ Das Einklarieren geht schnell und unkompliziert vonstatten und eine Stunde später haben wir unsere Stempel für drei Monate in den Pässen. Wir bummeln ein wenig durch den Ort, freuen uns über den festen Boden unter den Füßen und kaufen im nächsten Supermarkt etwas frisches Gemüse und eine Flasche Grenadinischen Rum, mit dem wir am Abend auf das nächste Kapitel unserer Reise anstoßen: Die Karibik.

Squalls statt Sonnenschein

Martin und Kira
Trotz Regensqualls ist die Stimmung gut

Früh am nächsten Tag heißt es dann Anker auf und unter Maschine fahren wir gegen den sehr starken Wind und hohe Wellen um die Süd-Westspitze der Insel in eine Ankerbucht an der Südküste Grenadas. Die Wellen und die Strömung sind so stark, dass wir zwar mit 4,5 Knoten durchs Wasser, jedoch teilweise unter einem Knoten über Grund fahren. Vor unserem eigentlichen Ziel, La Phare Bleau, türmen sich die Brecher an den Felsen und am Riff so gewaltig, dass wir kurzfristig beschließen, in die benachbarte Woburn Bay abzubiegen. Better safe than sorry. Von der Woburn Bay gibt es eine kleine Passage, durch die man mit dem Beiboot nach La Phare Bleau gelangen kann. Direkt bei dieser Passage werfen wir den Anker und anstatt 30 Grad und Sonnenschein heißt es 30 Knoten Wind und Regen, kurzzeitig sogar 40 Knoten und kleine Hagelkörner. Ein Squall nach dem Anderen zieht über die Insel hinweg und wir sind froh, an einem geschützten Ankerplatz und nicht auf See zu sein.

Große Neuigkeiten

Der Grund, warum wir unbedingt nach La Phare Bleau wollen, ist die große Neuigkeit dieses Blogartikels. Genau genommen ist sie 37 Fuß groß. Wie bereits angekündigt haben wir vor, uns hier in der Karibik bootstechnisch vergrößern zu wollen. Hierzu haben wir in den letzten Wochen eine lange Liste mit den Anforderungen an die potentielle nachfolgerin der „aracanga“ gemacht, hier ein kleiner Auszug aus der Liste:

  • 32 – 38 Fuß lang
  • Mindestens zwei, besser drei Kabinen
  • Variabler oder sehr wenig Tiefgang
  • Kutterbesegelung, im Idealfall mit zwei Rollanlagen an den Vorsegeln
  • Skeg(s) vor dem Ruder / den Rudern
  • Großes, geschütztes Cockpit
  • Im Idealfall Mittelcockpit mit Achterdeck
  • Badeplattform
  • Große Pantry
  • GFK oder Alu

All diese Anforderungen unter einen Hut zu bekommen, das ist uns klar, wird schwierig bis nicht möglich sein. Vor allem, da das Ganze noch irgendwie in unser Budget passen muss. Wir suchen Boote wie ältere Sonate Ovnis, die viele der Punkte erfüllen, jedoch meist deutlich zu teuer sind. Dann finden wir im Internet eine Feeling 36, die jedoch schneller verkauft ist, als wir antworten können. Einen großen Teil unserer Anforderungen würde die Southerly 115 erfüllen, jedoch gibt es hiervon keine gebrauchten Boote in der Karibik. Und dann finden wir die Anzeige einer Prout Snowgoose 37, ein Katamaran. Ein Katamaran? Sie ist komplett anders als diejenigen Boote, nach denen wir eigentlich suchen, aber sie ist das einzige Boot, das alle unsere Anforderungen erfüllt. Außerdem gilt sie als extrem hochseetauglich und sicher. Und je länger wir uns mit dem Boot befassen, desto mehr gefällt uns die Vorstellung des kleinen Katamarans und wir schicken eine E-Mail an die Verkäufer. „Kommt vorbei und schaut sie euch an“, lautet die Antwort. All das passiert noch in Gambia. Daraufhin steht Grenada als Ziel unserer Atlantiküberquerung fest und La Phare Bleau, der Stadort des Katamarans, als erstes Ziel in Grenada. Da unser kleiner Außenborder leider seinen Geist aufgegeben hat, werden wir am nächsten Morgen von Abby, der Verkäuferin des Bootes, abgeholt. Durch die Dinghipassage geht es von der Woburn Bay in die Nachbarbucht, wo wir die potentielle Nachfolgerin der „aracanga“ unter die Lupe nehmen.

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Aqua Shaq

11,30 Meter lang, 5 Meter breit. Im Gegensatz zu unseren 9 auf 3 Metern bietet die „Aqua Shaq“ wie der Kat aktuell heißt, deutlich mehr Lebensraum als die „aracanga“, die ein tolles Boot für ein bis zwei Personen ist, als Familie jedoch auf Dauer deutlich zu klein ist. Abby führt uns durch das Boot, das wir von den Fotos her schon kennen, und uns wird relativ schnell klar, dass sie wie für uns geschaffen ist. Einer unserer wichtigsten Punkte ist, dass wir verschiedene Lebensbereiche wie schlafen, kochen, essen und arbeiten räumlich voneinander abgrenzen können, was auf der aracanga, wo alles im Salon stattfindet, nicht möglich ist. Segeltechnisch wird der Kat zwar nicht so viel Spaß machen wie unser kleiner, roter Flitzer, aber da 90 Prozent unseres Lebens am Ankerplatz stattfinden, soll das Boot vor allem genügend Lebensraum am Anker bieten. Segeltechnisch steht für uns Sicherheit im Vordergrund, und diese haben die Katamarane von Prout in unzähligen Reisen bewiesen.

Mittig unter Deck befindet sich ein großer Salon, in dem bis zu zehn Leute sitzen können. Im Steuerbordrumpf ist mittig eine große Pantry, vorne eine Einzel- und achtern eine Doppelkabine. Im Bug des Backbordschwimmers ist das Bad, dahinter ein riesig anmutender Navigations- und Arbeitsplatz und achtern eine weitere Doppelkabine. Durch den Salon geht es nach draußen ins Cockpit mit viel Platz und dahinter auf die große Badeplattform / Achterdeck. Hier ein paar Bilder aus der Verkaufsanzeige.

For Sale - Schweren Herzens verkaufen wir unsere "aracanga" in Grenada
Schweren Herzens bringen wir ein „For Sale“ Schild an

Am 14. diesen Monats bekommen wir das neue Boot, daher hängen wir schweren Herzens ein „For Sale“ Schild an unsere geliebte „aracanga“. Wir haben sie für ein paar Tage an den Steg der „Whisper Cove Marina“ verholt, um ihr nach der Atlantiküberquerung endlich ein ausführliches Wohlfühlprogramm zukommen zu lassen. Unsere Angst, dass es dauert, bis wir einen Käufer finden und lange Zeit die laufenden Kosten für zwei Boote tragen zu müssen, stellt sich als absolut unbegründet heraus. Bereits vier Tage später ist die „aracanga“ per Handschlag verkauft, mit sehr gutem Gefühl an einen äußerst sympathischen Musiker aus Wales namens Julian. Er arbeitet als Skipper auf einer großen Segelyacht mit ungewisser Zukunft und sucht ein kleines, simples Boot zum segeln und leben. Da sind wir uns gegenseitig wie gerufen gekommen.

Die Whisper Cove Marina
Unsere kleine „aracanga“ in der „Whisper Cove Marina“

Hier in Whisper Cove gefällt es uns. Wir beschließen, unseren Umzug ebenfalls hier zu machen. Steve und Sonja, die Betreiber des Hafens und der Bar, machen uns das tolle Angebot, währenddessen nur für einen Liegeplatz zahlen zu müssen. Also werden wir am 14. Wieder hier her zurück kommen und verbringen die Zwischenzeit bei Hog Island, einem Ankerplatz um die Ecke.

Hog Island

Kira liebt ihren gelben Schwimmring

Endlich haben wir Sandstrand, Korallen und Sonnenschein. Wir liegen an einem sehr vollen, aber sehr schönen Ankerplatz hinter Hog Island. Hier finden wir alles, was wir im Moment suchen. Unsere einzigen Probleme im Moment sind unser defekter Außenborder und das Beiboot, an dem sich die Verklebung zwischen Heck und Schläuchen löst. Glücklicherweise erledigt sich dieses Problem mit dem neuen Boot von selbst, es kommt mit einem tollen Dinghi und Außenborder. Und für die Zwischenzeit hält eine Leine Schläuche und Heck zusammen und Tom, ein anderer Segler, gibt uns seinen zweiten Außenborder, den wir am Strand auseinandernehmen, sauber machen, reparieren und wieder zusammensetzen. Und außerdem haben wir ja immer noch unsere beiden SUPs.

Die nächsten beiden Wochen werden wohl noch mit Boots- und Umzugsarbeiten gefüllt sein. Danach hoffen wir, wieder mehr über Land und Leute berichten zu können.

So, das war der wahrscheinlich letzte Blogartikel von Bord unserer kleinen „aracanga“. Wir schicken viele liebe und sonnige Grüße aus Grenada,

Riki, Martin und Kira

–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

17 Kommentare

  1. Hallo Seefamilie :)! So inspirierend… Gut zu wissen, wie die Coronamassnahmen waren und hoffe dieser Wahnsinn wird bald nur Erinnerung sein. Überlege Karibik schon lange, aber nicht auf eigene Faust, sondern höchstwahrscheinlich mit Unterstützung von https://yachting.com/de-de/destinationen/karibik. Macht’s gut!

  2. Glückwunsch, eine gute Wahl auf einen Cat umzusteigen. Ihr werdet ihn lieben. Liebe Grüße von Bord der Titus in Kroatien.

    • Vielen lieben Dank! Ja, wir fühlen uns richtig wohl an Bord und Kira freut sich, ganz viel Platz zu haben, Chaos zu verbreiten…

  3. Servus Ihr 3. Wir freuen uns für Euch. Richtet Euch schön ein, jetzt ist ja Platz. Bin gespannt, wie der Kat segelt. Gruß vom Hias und Sonja

    • Oh ja, das sind wir auch… Am WInd wird wahrscheinlich nicht die große Stärke sein, aber das wollen wir ja auch gar nicht 😉
      Dafür wird es vor dem Wind umso zügiger laufen. Liebe Grüße von uns dreien!

  4. Hey toll, wie das alles geklappt hat! Gratuliere! Wie heißt denn das neue Schmuckstück? Und werdet ihr es umbenennen? Liebe Grüße von allen! Katalin

    • Ja, wir sind ganz Fantasielos und nennen sie wieder aracanga – ganz offiziell aracanga 2. Viele liebe Grüße von Bord unseres neuen Zuhauses

  5. Sehr schöner Blogeintrag! Ich mag eure Geschichten und freue mich bereits auf die Nächsten! Gefällt mir richtig gut!
    Mein Flug geht am 05.Mai 2021 nach Martinique um einen Katamaran nach Borgstedt zu überstellen. Ich freue mich schon riesig auf diesen Törn. Vielleicht sieht man sich ja mal?!
    Liebe Grüße und Hand breit, Martin

    http://www.skipper-martin.com

  6. Grüsse aus der Heimat!
    Gratuliere zum neuen schiff….sieht ja sehr geil aus das teil!!!
    Da werdet ihr 3 euch verlaufen!!… und kira kann mit euch richtig gut verstecken spielen :-)) !!! Macht es gut….
    Gruss Uli

    • Hi Uli,
      vielen Dank. Ja, das ist schon viel größer als unsere aracanga. Und es ist definitiv Potential da, verstecken zu spielen 😉
      Viele liebe Grüße an alle Gerlings von den Finkis!

  7. Hey ihr drei, wir sind mit unseren 4-jährigen Zwillingsmädchen auf einer Fountaine Pajot 37 in der Karibik unterwegs und würden und mit kleinen Kindern immer wieder für einen Katamaran entscheiden! Wir sind derzeit auf Antigua und kommen Ende Mai/Anfang Juni auch nach Grenada.
    Liebe Grüße von der TWEENY

    • Hi Lara,
      ja, ich glaube wir werden die ENtscheidung für den Kat nicht bereuhen…
      Viele liebe Grüße und bis bald in Grenada!

  8. Viel Glück und schöne Stunden auf und mit dem Prout. Der Kat hat einen soliden Ruf und ich bin gespannt, wie es Euch beim Segeln damit geht. Ahoi Lore

    • Ahoi Lore,
      vielen Dank! Ja, der sehr solide Ruf der Prout war auch einer der ausschlaggebenden Faktoren, uns für den Kat zu entscheiden. Wir sind auch schon sehr gespannt aufs Segeln!
      Liebe Grüße!

  9. Das freut mich sehr für Euch. Mit Kind sicher eine gute Entscheidung. Habt viel Spaß mit Eurem neuen Cat. Liebe Grüße, Andreas & Raoul

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