Karibik Süd nach Nord

Union Island

Naia im Ammersee-Westcoast T-Shirt
Ein Gruß aus Carriacou in die Heimat

Nach einem Monat in Carriacou heißt es endlich Anker auf und Kurs Union Island. Die Nachbarinsel ist nur wenige Meilen entfernt, gehört allerdings nicht wie Carriacou zu Grenada, sondern zu Saint Vincent and the Grenadines. In der Karibik ist fast jede Insel ein eigenes Land. Das heißt, Ausklarieren hier und Einklarieren dort, Stempel in die Pässe hier und dort, Ausreisedokumente von Zoll und Immigration hier und Einreisepapiere dort. In Union Island gehen wir bei der kleinen Ortschaft Ashton vor Anker, wo es sehr viel ruhiger und entspannter zugeht als im zwei Meilen nördlich gelegenen Port of Entry Clifton. Von Ashton nach Clifton düsen wir mit dem Dinghy, um dort den offiziellen Teil zu erledigen. Im kleinen Beiboot fühlt sich die Welle gleich doppelt so groß an wie auf unserer ARACANGA und immer wieder fliegen wir zwischen den Wellenkämmen, die Schraube vom Außenborder heult jedes mal kurz und laut auf, sobald sie aus dem Wasser kommt. Das Offizielle geht schnell, Stempel in die Pässe, dann ab zurück nach Ashton. Mit der Welle ist es sehr viel angenehmer als gegenan. Dann heißt es Anker auf und wir segeln die kurze Strecke nach Chatham Bay auf der anderen Seite Union Islands, wo wir unser gutes, altes Buddyboat Streuner mit André und Beate an Bord wiedertreffen. Wieder einmal Reunion auf Union, wie im letzten Jahr. Wir sind eindeutig schon zu lange hier. Schnorcheln, Strand und Fischen stehen die kommenden Tage auf dem Programm, abends gibt es frische Makrelen vom Grill. Chatham Bay ist einer unserer Lieblingsankerplätze in der südlichen Karibik, es ist wildromantisch ruhig hier, schroffe Felsen und grüne Hügel ragen hinter dem Sandstrand in die Höhe und die Felsen und Riffe sind voller Leben: Bunte Papageifische, lange Trompetenfische, silbrige Jäger, Dutzende Hummer und farbenfrohe Korallen lassen große und kleine Schnorchlerherzen höher schlagen.

Canouan

Im Dinghy vor der Karibikinsel Canouan
Etwas unscharf, trotzdem schön. Die ARACANGAs im Dinghy in Canouan

Das nächste Ziel ist Canouan etwas weiter im Norden. Gemeinsam mit André und Beate machen wir uns auf den Weg zu der nur wenige Meilen nördlich gelegenen Karibikinsel. Nachdem wir auf Carriacou Pech hatten und die Tankstelle zuerst keinen Diesel und dann keinen Tankwart hatte, füllen wir hier unseren Treibstofftank auf. Die kommenden Tage sollen sehr windstill werden, wir aber sollten Strecke machen, denn Mitte Dezember erwarten wir Familienbesuch auf der Insel Antigua im Norden der Karibik. Planen wir normalerweise unsere Überfahrten nach dem Wind, müssen wir die kommenden Tage das Wetter nehmen, wie es kommt, wollen wir meine Mama rechtzeitig an Bord empfangen. Beim Kauf des Bootes ein halbes Jahr zuvor wissen wir nur vage, wie voll oder leer der 520 Liter fassende Dieseltank ist. Also Augen zu und durch: Die Tankuhr zeigt gut 300 Liter an und unsere Bordkasse schrumpft entsprechend um 500 Euro. Das schmerzt, sollte jedoch eine ganze Zeitlang reichen. Wir bleiben nur eine Nacht in Canouan. Die Bucht im Süden der Insel ist zwar etwas schaukelig, dafür das Wasser umso glasklarer.

Bequia

Am darauffolgenden Morgen holen wir den Anker auf und segeln die etwa 20 Meilen nach Bequia, um dort aus Saint Vincent mit Ziel Martinique auszuklarieren. Der Wind weht schwach aus Westen und als wir am Nachmittag in Bequia in die Ankerbucht einlaufen steht ein hoher Schwell in die bei normalen Wetterbedingungen gut geschützten Ankerbucht. Wir beschließen, unseren Anker auf der anderen Seite der Bucht setzen, wo es deutlich ruhiger zugeht.

Kira an der Seekarte
Routenplanung ist Chefsache

Über dem subtropischen Nordatlantik bildet sich in den letzten Tagen ein gewaltiges Tiefdruckgebiet, das das Wetter auf dem kompletten Nordatlantik durcheinanderbringt. In der Karibik herrscht Wind aus West, was äußerst ungewöhnlich ist. In der Passatzone auf dem Atlantik herrscht Flaute, Westwind und alles andere als Nordostpassat, was Booten, die aktuell über den Atlantik segeln, die Reise beschwerlich und unbequem macht. Eines dieser Boote ist die Ivalu meines Papas, mit der ich von 2010 bis 2013 um die Welt gesegelt bin und wir 2020 von Hamburg zurück nach Westafrika gesegelt sind. Wir beobachten das Wetter ganz genau und versorgen die Ivalucrew mit Wetterberichten über das Satellitentelefon. Die Bedingungen sind suboptimal, doch während wir hier Flaute haben und lediglich öfter die Maschine anstatt der Segel benötigen, was unserer Reise nach Norden jedoch nicht minder angenehm macht, kämpft die Ivalu mit widrigen Bedingungen, hohen Wellen, zu viel Wind, zu wenig Wind und regelmäßigen Gewittersqualls.

Von Bequia nach Martinique segeln und motoren wir über Nacht. Gerade, als Riki aus der Koje kriecht, um ihre Nachtwache zu starten, kommt eine gewaltige Schule von Delfinen auf unser Boot zugeschwommen. Etwa 30 Tiere der Schule bleiben eine lange Zeit bei uns und gemeinsam mit Kira, die wir mitten in der Nacht aus der Koje holen, stehen wir begeistert am Bug und beobachten die eleganten Meeressäuger, wie sie mit der Bugwelle spielen, aus dem Wasser springen und das Boot weit über eine Stunde begleiten. Begegnungen mit Walen und Delfinen sind zweifelsohne jedes Mal ein Höhepunkt unserer Reise.

Eine kurze Unterbrechung, etwas Lesestoff für kalte Wintertage… Werbung in eigener Sache…


„Lieber Martin, ich bin auf den letzten Seiten Deines Buches. Das ist ein echter Pageturner und Du hast so wichtige Themen so unglaublich gut verpackt, wirklich ganz große Klasse (…)“ Karin Wenger, Autorin und Radiojournalistin beim SRF

Elmo und das geraubte Blau

von Martin Finkbeiner

Elmo ist ein Klabautermann. Da sein Schiff untergegangen ist, lebt er an Land, im friedlichen Städtchen Kapkap. Eines Tages spielt ihm das Schicksal ein neues Boot in die Hände und er bricht auf, um die Welt zu sehen. Doch daraus wird nichts – denn finstere Mächte trachten danach, Verderben über den Ozean und seine Bewohner zu bringen. Auch Elmos Freundin, die Meeresprinzessin Sira gerät in große Gefahr. Elmos Reise wird zu einem gefährlichen Abenteuer. Zusammen mit seinen Freunden stellt er sich gegen die Panzerechse Leviathan, den Feind des ozeanischen Gleichgewichtes und Feind aller Schönheit und Friedfertigkeit. Mit hinterhältigen Tricks und einer furchterregenden Armee will dieser die Meeresbewohner ihres Glücks berauben.


Martinique

Riki mit Naia am Strand
Am Strand von Sainte Anne

In Martinique kommen wir am nächsten Morgen an und ankern – wieder einmal – vor der kleinen Ortschaft Sainte Anne. Ein weiterer kleiner Höhepunkt für Kira, denn hier ist ihr geliebter „Sssspielplatz“. Es soll ein Zwischenstopp für zwei Nächte auf dem Weg nach Norden sein, ein verrenkter Magen von Riki jedoch beschert uns einen extra Tag vor der Abreise nach Antigua. Wir nutzen die im Gegensatz zur restlichen Karibik günstigen Einkaufsmöglichkeiten, um unsere Vorräte noch einmal aufzustocken und treffen Jay, den wir von Grenada her noch kennen und der, wie wir jetzt erfahren, Segelmacher ist und sämtliches Equipment und Maschinen an Bord hat, um unsere Sprayhood zu nähen. Wir machen aus, dass wir dieses Projekt gemeinsam in Antigua in Angriff nehmen. Zweiter Glückstreffer: Ein anderer Segler verkauft seine quasi neue „Sailrite“ Nähmaschine, die für genau solche Arbeiten prädestiniert ist. Jay, der die gleiche Maschine bei sich an Bord nutzt, macht uns das Angebot, gemeinsam mit Riki, die ja von Beruf Maßschneiderin ist, die Sprayhood zu nähen und ihr das Handling der Maschine und das Nähen der schweren Segel- und Persenningstoffen zu zeigen. Somit sparen wir uns etwas Geld für Jays Arbeitszeit und haben dafür eine professionelle, schwere Nähmaschine an Bord, die stark genug für dicke Stoffe, dicke Nadeln und dicken Garn und somit sämtliche Reparaturen an Bord ist. Und, wenn die Kids ein, zwei Jahre älter sind, lässt sich mit solch einer Maschine auch durchaus Geld verdienen.

Antigua

Martin an Bord, Land in Sicht
Antigua in Sicht!

Nächstes Ziel: Antigua. Endlich Neuland, endlich mal wieder eine Insel, die wir noch nicht kennen. Wir freuen uns darauf. Es sind knapp 180 Meilen von Martinique nach Antigua in der nördlicheren Karibik und wir kalkulieren mit eineinhalb Tagen. Das Wetter ist absolut ruhig und kaum ein Wind regt sich. Trotzdem, wollen wir meine Mama rechtzeitig am Flughafen abholen, sollten wir los. Also, Maschine an und Kurs Nord. Die Überfahrt ist durchwegs ereignislos. Bis auf ein paar Delfine, die weit entfernt vom Boot hohe Sprünge darbieten, passiert nichts. Kein Wind regt sich, keine Welle schaukelt das Boot. Es ist nicht langweilig ereignislos, sondern wunderschön ereignislos: das Meer liegt da wie Blei und der Motor ist die einzige Geräuschquelle weit und breit. Die Inseln Dominica und Gaudaloupe lassen wir an Steuerbord liegen und erst, nachdem die hohen Berge Guadaloupes im Dunst verschwinden, kommt das vergleichsweise flache Antigua in Sicht. Pünktlich zum Sonnenuntergang ankern wir in der historischen Bucht „Englisch Harbour“ direkt außerhalb des nach Admiral Horatio Nelson benannten und wie im 18. Jahrhundert originalgetreu erhaltenen und wiederaufgebauten „Nelsons Dockyard“.

Kira und Naia auf dem Vordeck
Wo bleibt sie denn, die Oma?

Jetzt freuen wir uns auf unseren Familienbesuch: Das Flugzeug mit der Mama an Bord hat nur ein paar Stunden Verspätung, die Ivalu mit meinem Papa an Bord braucht wegen der widrigen Wetterbedingungen auf dem Atlantik ein paar Tage länger als geplant, um die Karibik zu erreichen.

Sundowner, Koje, Ende des Blogeintrags.

Viele liebe Grüße von der Crew der ARACANGA MaRiKiNa

Gute Kleidung für schlechtes Wetter. Mit unserem Marinepool Gutscheincode AHOI10 gibt es zehn Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment von Marinepool

–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

Ein Kommentar

  1. Daniel Dillmann

    Liebe MaRiKiNas
    Seit Jahren blogstalke ich Euch und freue mich, Eure Zeilen zu lesen. Nun wünsche ich Euch allen fürs 2023 das Allerbeste und grüße Euch ganz herzlich.
    Dani Dillmann, sy Medianoche, z.Zt. Puerto Calero, Lanzarote

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert