Über zwei Monate sind wir bereits wieder in Gambia und so langsam ist es an der Zeit, konkrete Pläne zur Weiterreise zu machen. Klar ist, dass wir sehr bald ablegen und über den Atlantik segeln möchten. Unser ursprünglicher Plan, nach Brasilien zu segeln, ist Covid-technisch leider nicht möglich und nach einigem hin und her haben wir uns für die südliche Karibikinsel Grenada als nächstes Ziel entschieden. In den nächsten Tagen zieht ein Tief mit kräftigem Wind von Norden entlang der afrikanischen Westküste herab, das werden wir noch abwarten , um dann voraussichtlich am kommenden Wochenende auszuklarieren und abzulegen. Für die knapp 2.700 Seemeilen (ca. 5.000 Kilometer) lange Überfahrt von hier nach Grenada kalkulieren wir zwischen 22 bis 27 Tage auf See, es wird die bislang längste Überfahrt auf unserer aracanga. Apropos aracanga… Hierzu gibt es viel zu schreiben:
Ölen und fetten, putzen und polieren
Zum einen investieren wir in den vergangenen Wochen viel Arbeit in unser kleines Boot, um sie nach zwei Jahren afrikanischen Staubs und afrikanischer Sonne wieder schick zu machen:
Was den Staub angeht, sind vor allem auseinandernehmen, putzen, ölen und fetten angesagt. Jedes Teil, das sich in irgendeiner Weise dreht oder bewegt, ist betroffen: Sämtliche Winschen bekommen ein Spa-Programm mit frischem Fett für die Lager und Öl für die Sperrklinken, genauso die Rollanlage der Genua. Unsere Aries-Windfahnensteuerung, deren Schaft sich vor lauter Sand nicht mehr dreht, nehmen wir komplett ab und an Land, wo wir sie in ihre Einzelteile zerlegen, reinigen, fetten und wieder zusammenbauen. Die Sperrklinken haben wir in weiser Voraussicht bereits vor dem Verlassen des Bootes gefettet und abgenommen. Am Abend montieren wir sie wieder am Heck und siehe da, man könnte meinen, wir haben eine neue Aries so leicht wie sie wieder schwingt und dreht…
Was die Sonne angeht, sind wir am polieren, polieren, polieren und wachsen: Unser Kumpel Buba bietet uns seine Hilfe an und gemeinsam putzen und polieren wir das ganze Boot. Das Rot des Rumpfes ist an manchen Stellen etwas ausgekreidet und auch die Oberflächen von Deck, Cockpit und Aufbauten sind etwas stumpf. Drei Tage schwingen wir die Lumpen was das Zeug hält und mittlerweile glänzt sie wieder, zwar nicht mehr wie neu aber für zwei Jahre extremer Sonneneinstrahlung sieht sie wieder top aus.
Für unsere Maschine gibt es einen neuen Treibstofffilter, das Iridium-Satellitentelefon bekommt eine neue SIM-Karte und das Ruder eine neue Pinne. Dann checken wir das komplette Rigg, montieren das neue Babystag, das uns auf der Überfahrt von den Kapverden nach Dakar gebrochen ist, und schon ist unsere aracanga bereit für das nächste große Abenteuer, den Atlantischen Ozean.
Pläne, die schwer fallen
Und da wir oben „zum einen“ schreiben, gibt es natürlich auch noch ein „zum anderen“: Über dieses “zum anderen” haben wir in den vergangenen zwei Monaten viel nachgedacht, auch darüber, ob wir das hier schon jetzt schreiben sollen oder noch nicht, und die Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen. Aber wir haben festgestellt, dass unsere aracanga auf Dauer zu eng wird und wir uns in nächster Zeit nach einem etwas größeren Boot umschauen möchten. Das hat mehrere ganz konkrete Gründe:
1.: Die Pantry der aracanga ist zweckmäßig, aber klein. Zu dritt und gerade für unser drittes Crewmitglied kochen wir mehr als zuvor, die Arbeitsfläche in der Küche ist jedoch um den Radius Kiras Arme kleiner geworden, denn sobald jemand in der Pantry steht, steht sie auf der Salonbank und arbeitet kräftig mit. Sprich wenn man keine Bauklötzchen im Kaffee möchte, ist die linke Hälfte der Küche nicht benutzbar.
2.: Irgendwann soll Kira ihren eigenen Bereich, sozusagen ein Kinderzimmer, haben. Das kann auf der aracanga nur die Bugkabine sein. Das bedeutet, dass wir von nun an getrennt und einer von uns immer im Salon schlafen müsste.
3.: Vielleicht werden wir ja irgendwann einmal zu viert sein, und spätestens dann ist die aracanga definitiv zu eng. Und da wir bis dahin keine Ahnung wo sein werden, ist es höchstwahrscheinlich einfacher und auch günstiger, uns in der Karibik nach einem Boot umzusehen.
Wenn man so möchte planen wir also das zu machen, was ein großer Teil unseres Freundeskreises zurzeit auch macht: die geliebte Pärchenwohnung gegen ein kleines Einfamilienhaus tauschen. Leicht fällt uns das nicht. Aber da wir vorhaben, auch die kommenden Jahre auf dem Boot zu leben, führt früher oder später kein Weg daran vorbei. Wir haben auch schon ganz konkrete Anforderungen an unser „Einfamilienhaus“: 34 – 38 Fuß lang, geschütztes Cockpit, wenig oder variabler Tiefgang (da wir gerne auch in Zukunft auf Flüssen und Kanälen unterwegs sein werden), mindestens zwei Kabinen, die Großschot außerhalb des Cockpits, Dodger oder Sprayhood mit geschützten Sitzmöglichkeiten darunter bzw. die Möglichkeit, so etwas nachzurüsten und im Idealfall ein freies Achterdeck, … naja, und es sollte in der Anschaffung und im Unterhalt bezahlbar bleiben, also fangen wir lieber rechtzeitig mit der Suche an. Wir sind zwar mittlerweile in der glücklichen Lage, einen Teil unseres Lebensunterhaltes über das Schreiben und diesen Blog zu verdienen, sonst wäre der Gedanke an ein größeres Boot gar nicht möglich, aber unser Budget ist trotzdem eher knapp bemessen. Und, so hart es ist, im Zuge dessen müssen wir, wenn es dann soweit ist, leider unsere geliebte aracanga abgeben. Aber dazu beizeiten mehr.
Puh. Es fällt nicht leicht, darüber zu schreiben, uns von unserem Boot irgendwann zu trennen. Am liebsten würden wir den ganzen Absatz löschen. Aber jetzt steht er da und bleibt da.
Themenwechsel
Noch sind wir in Gambia. Gemeinsam mit den Menschen, die hier leben und arbeiten, haben wir, sprich die Segler, in den letzten Wochen hier einiges bewegt. Peter, Thomas von der Irmi, Anne, Malte und Jens von der Shanty, Eddy von der Moondancer, Alex und Anne von der Point Barrow und wir, sprich so gut wie alle Segler die in dieser Saison hier waren, haben tatkräftig und auch finanziell mitgeholfen, den Ort sowohl für die Einheimischen als auch für ankommende Segler lebenswerter zu gestalten und die hiesige Community zu unterstützen. Der Verbrennungsplatz für den anfallenden Müll sorgt dafür, dass es deutlich sauberer als noch vor kurzer Zeit ist. Jeden Samstag helfen alle zusammen, aufzuräumen und Müll zu sammeln und von Woche zu Woche sieht man weniger Abfall in der näheren Umgebung. Ein seit Jahren im Rohbau befindliches Waschhaus ist mittlerweile ebenfalls fertiggestellt, hier gibt es zwei Toiletten und eine Dusche für Segler und Locals. Jetzt fehlt nur noch Süßwasser, und das soll das letzte Projekt sein, an dem wir uns hier aktiv beteiligen. Aktuell laufen die Verhandlungen mit dem VDC, dem Village Developement Council, über den Standort eines Brunnens und mit verschiedenen Firmen für Brunnenbohrungen. Mal sehen, vielleicht können wir ja diesbezüglich noch etwas bewegen.
Übrigens: Auch wenn es nichts wird mit dem Brunnen, die Toiletten würden trotzdem funktionieren. Gerade haben wir darüber geschrieben, dass wir einen Teil unseres Lebensunterhaltes über das Schreiben verdienen, was großartig für uns ist. Das Beste daran ist jedoch, dass wir in der Lage sind, Projekte vor Ort anzustoßen und nicht nur über unseren Blog Spendengelder zu akquirieren, sondern diese auch etwas aufrunden zu können.
Und sonst so?
Zwischen Boot putzen und renovieren machen wir einen Ausflug gemeinsam mit Thomas in seinem Dinghi. Im Nachbarcreek soll es viele Krokodile geben, und die wollen wir natürlich sehen. Also tuckern wir rüber und wirklich, innerhalb kurzer Zeit sehen wir drei Krokodile, alle drei leider zu plötzlich, um ein gutes Foto zu bekommen, deswegen stellen wir hier stellvertretend ein Bild ein, das Malte und Anne vor Kurzem von einem anderen Krokodil gemacht haben.
Was gibt es sonst noch Neues? Kira läuft. Zwar noch sehr wackelig und irgendwie stimmt jeder „What shall we do with a drunken sailor“ an, wenn sie angewankt kommt, aber es klappt schon einigermaßen gut. Am liebsten läuft sie mit Jim mit, einem braun-weißen Hund, der hier an der Lamin Lodge sein zuhause gefunden hat, genauso groß wie Kira ist und ihr auf Schritt und Tritt folgt. Irgendwie hat Jim seine Aufgabe gefunden, auf das kleine Toubabbaby aufzupassen.
Außerdem gibt es in der aktuellen YACHT (05-2021) einen Artikel von uns. Von uns, nicht über uns. Es geht um die fossilfreie, energieautarke Yacht YA, die wir damals in Portugal getroffen haben.
Und zu guter Letzt würden wir hier gerne Samboat vorstellen, eine Art Privatvermietungsplattform für Boote und neuer Partner unseres ahoi.blog. Mit dem Gutscheincode „ahoi30“ gibt es 30 Euro Rabatt bei der Buchung eines Segelurlaubes. Schaut mal rein.
Viele liebe Grüße senden die drei aracangas
Wir waren drei Jahre (2010-2013) auf 11,70 m unterwegs mit zwei kleinen Kindern. Noch kleiner haben wir nur 1-Kind-Familien getroffen.
Wir haben die Ivalu damals in Kapstadt getroffen 🙂
Ja, ich erinnere mich, wir haben uns in Kapstadt getroffen und wir haben Euch in Cuxhaven noch einmal gesehen.
Geht’s Euch gut? Viele liebe Grüße! MaRiKi
Hallo ihr Lieben!
Also ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass alles unter 40 Fuß mit zwei Kindern schwierig ist, wenn ihr langfristig auf dem Boot leben und arbeiten wollt. Wir kennen kaum ein Familienboot, dass unter 40 Fuß liegt… geht sicher, man macht es sich aber unnötig anstrengend. 🤷♀️ Kats sind das Einfamilienhaus, Segelboote eher das Appartement. 😅 Wir haben auf 40 Fuß zwei Kabinen und so viel Platz im Salon. In der Karibik könnt ihr sicher fündig werden!
Liebe Grüße aus Porto Santo
Christina @Serenity
Hi Christina,
ja, das stimmt, Kats sind das Einfamilienhaus. Wir freuen uns über den vielen Platz an Bord!
Viele liebe Grüße an Euch vier!
MaRiKi