Eigentlich ist Panama City gar nicht so riesig, die Skyline jedoch ist ziemlich beeindruckend. Und obwohl wir keine Stadtmenschen sind und eine einsame Ankerbucht irgendwo in der Natur jeder Stadt immer vorziehen würden, übt die Kulisse doch auch auf uns eine gewisse Faszination aus. Ein paar Tage liegen wir vor Panama City vor Anker, um die letzten Kleinigkeiten zu erledigen, bevor wir uns in die Weiten des Pazifik wagen. Lebensmittel müssen gebunkert werden, zur Sicherheit machen wir die Dieseltanks noch einmal voll und die Kids genießen die zahlreichen Spielplätze in der Nähe.
Einen Großteil der Lebensmittel besorgen wir bei Price Smart, einer Art Großmarkt, für den wir uns eine entsprechende Zugangskarte besorgen. Hier bekommen wir fast alles, was wir für die ankommenden Überfahrten benötigen, den Rest gibt es im lokalen Supermarkt und Einkaufszentrum, wo wir auch ein neues Fahrrad für Kira finden, das Alte ist so langsam wirklich zu klein.
Bei Red ‘n Blue, einem lokalen Versanddienstleister, holen wir drei an uns adressierte Pakete mit Ersatzteilen ab. Die nette Dame am Schalter drückt uns noch ein viertes, etwas größeres Paket, in die Hand, das ebenfalls offensichtlich an uns adressiert ist. Zurück an Bord verstauen wir Lebensmittel für mehrere Monate in der Bilge und öffnen die Pakete – ein Überdruckventil, eine Pumpenkopf für unseren Wassermacher, eine Speicherkarte mit Seekarten für Südamerika und – das Überraschungspaket – ein Laufrad für Naia. So sehr wir uns angestrengt haben, den Absender herauszufinden, es ist uns nicht gelungen. Darum an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Spender. Naia liebt das Rad und hat es in Panama City bereits kräftig getestet.
Und da beide Kids neue Räder haben, die Taxikosten teuer sind, Kira sich endlich einmal eine gemeinsame Radltour wünscht und der Fahrradverleih in der Nachbarschaft seine alten Mountainbikes für 99 Dollar das Stück verscherbelt, langen wir auch noch zu und erfüllen uns den lang gehegten Wunsch von Fahrrädern an Bord. Nachdem wir den Motorraum ausgemessen haben, wo die Drahtesel verstaut werden sollen, schlagen wir zu. Ganz haben sie sich noch nicht amortisiert, aber wir haben doch schon ein paar Taxikosten einsparen können. So können wir den Kauf wenigstens vor uns selbst rechtfertigen, denn eigentlich ist unsere Bordkasse nach Panamakanal und Lebensmittel für den Pazifik bunkern auf einem historischen Tiefstand. Jetzt brauchen wir nur noch Diesel, den wir bei einem Fischerboot in der Nachbarschaft für einen Bruchteil des Tankstellenpreises direkt aus deren Tank in unsere Kanister gezapft bekommen („Für gute Freunde“ – man kennt sich ja immerhin schon über eine halbe Stunde) und zuletzt kaufen wir noch Obst und Gemüse ein, dann sind wir bereit, offiziell auszuklarieren.
Dazwischen unternehmen wir noch die ein oder andere kleine Fahrradtour und sehen doch noch ein Krokodil hier in Panama, das in aller Seelenruhe neben der Uferpromenade etwas abseits des Ankerplatzes schwimmt. Außerdem müssen wir noch unser Unterwasserschiff mit einem Spachtel und einer Bürste saubermachen. Da wir bereits Taucher an den Moorings in der Bucht arbeiten gesehen haben gehen wir davon aus, dass das Krokodil wohl nicht in die belebte Ankerbucht schwimmen wird…
Beim Ausklarieren, das normalerweise nur ein kurzer Gang zu Hafenmeister und Immigration ist, müssen wir feststellen, dass unsere um zwei Monate überzogenen Visa doch ein Problem sind. Die Dame bei der Immigration murmelt ohne von ihrem Handy aufzusehen nur vor sich hin „Mui caro, very expensive…“ – das wird teuer.
Uns ist zwar klar, dass wir bei der Ausreise eine Strafe zahlen müssen, dass dies jedoch nur an der Hauptstelle in Panama City und nicht hier am Hafen möglich ist und einen größeren Aufwand inklusive Passbilder machen bedeutet, war uns nicht ganz bewusst, genauso wenig, dass wir die letzten beiden Monate illegal im Land waren uns im Falle einer Kontrolle eine ordentliche Strafzahlung und eine sofortige Ausreise gedroht hätten. Also fahren wir am nächsten Tag zur Hauptstelle der Immigration, lassen Passfotos machen, ziehen eine Nummer und lassen den ganzen Papierkrieg über uns ergehen. Danach müssen wir zurück zur Immigration am Hafen, wo uns die unsympathische Dame vom Vortag, deren volle Aufmerksamkeit nach wie vor den TikTok Videos auf ihrem Smartphone gilt und für die wir ganz offensichtlich ein Störfaktor sind, dann doch noch unsere Pässe stempelt und uns wort- und grußlos entlässt. Zurück an Bord, Dinghy und Außenborder verstauen und dann kann es endlich losgehen. Kurs Osterinsel.
Herzliche Grüße von uns vier ARACANGAs