Von Rias und Orcas in Galizien

Die Crew auf dem Weg zum Strand

Galizien ist toll! Schade, dass uns der Herbst im Rücken sitzt, ansonsten könnten wir es hier noch viel länger aushalten. An der Nordwestküste Spaniens reiht sich eine Ankerbucht an die Nächste. Die tiefen, fjordartigen Einschnitte, oftmals Flussmündungen, werden Rias genannt und bieten dutzende Ankermöglichkeiten. Egal, aus welcher Richtung Wind und Welle kommen, man findet immer einen sicheren und geschützten Platz um eine oder ein paar Nächte vor Anker zu verbringen. Weiße Sandstrände, karge Felsen, mächtige Kaps und idyllische Fischerdörfer wechseln sich ab und prägen das Bild Galiziens und wir segeln in Tagesschlägen entlang der Küste.

A Coruña

Einkauf in A Coruña

Unser erster Stopp in Galizien ist die Metropole A Coruña. Die normalerweise belebte Stadt wirkt aufgrund der Corona-Pandemie wie ausgestorben und die wenigen Menschen, die man auf der Straße sieht, sind alle sehr diszipliniert mit Abstand und Maske unterwegs. Uns ist das recht, wir beschränken unsere Aufenthalte in der Stadt auf ein notwendiges Minimum und planen, lieber Zeit vor Anker in den vielen Rias entlang der Küste zu verbringen. Mit dem Bollerwagen von unseren Freunden von der „On y va“ besuchen wir den lokalen Supermarkt und nach einem gemütlichen Grillabend am Steg beschließen wir in die Bucht von Corme, eine Tagesetappe westlich von A Coruña, weiterzuziehen.

Angriffe von Orcas auf Segelboote in Galizien

Am Tag vor der Abfahrt wird ein Segelboot von der Küstenwache in den Hafen von A Coruña geschleppt und schnell macht die Nachricht die Runde, dass es von Orcas angegriffen wurde. Normalerweise sind die bis zu sechs Tonnen schweren Tiere neugierig, aber nicht aggressiv. Aktuell zieht jedoch eine Schule Orcas von der Straße von Gibraltar in Richtung Biscaya, die ein unnatürlich aggressives Verhalten an den Tag legt und anscheinend ganz gezielt Segelboote angreift.

Die Ivalu vor Finisterre. Glücklicherweise ohne Orcas
Die Ivalu vor Kap Finisterre. Wir sind beruhigt, dass die Orcas einige Meilen östlich gesichtet wurden.

Etwa fünf Boote sind mittlerweile Opfer der Angriffe geworden und immer liegt den Attacken ein ähnliches Muster zugrunde: Die Wale rammen den Kiel und das Ruder und beißen sogar Stücke aus dem Ruder. Die Boote werden teils um 180 Grad herumgewirbelt bei diesen Ramm-Attacken und mehrere von ihnen mussten bereits manövrierunfähig von den Seenotrettern in den nächsten Hafen geschleppt werden. Mehrmals täglich gibt die Küstenwache per Funk Warnungen und Sichtungen der Orcas heraus und appelliert, sich von den Walen fern zu halten, was sich jedoch einfacher sagt als bewerkstelligt, denn diese kommen gezielt auf die Boote zu. Das Verhalten dieser einen Schule von Orcas gibt den Meeresbiologen aktuell Rätsel auf, denn wie bereits geschrieben ist dieses nicht normal. Eine erste Theorie ist, dass die Tiere gestresst sind, was bei dem vielen Schiffsverkehr und dem damit einhergehenden Lärm der Schiffsschrauben nicht verwunderlich wäre, gerade wenn man bedenkt, dass die Wale über Schallsignale kommunizieren und navigieren. Und mal ganz ehrlich, wenn wir uns hier draußen umsehen, wie verdreckt das Wasser teils ist, wie viele Fischerboote unterwegs sind und Netze im Wasser treiben und dann hören, dass allein in der Bretagne jährlich 10.000 Delfine als Beifang in diesen Netzen enden, wundert uns dieses Verhalten gar nicht mehr so sehr…. Trotzdem, so gerne wir die Tiere in freier Wildbahn sehen würden, unter den gegebenen Umständen sind wir froh, bislang keinen Orcas in dieser Gegend begegnet zu sein und hören weiterhin am Funk die Warnungen der spanischen Küstenwache mit den aktuellen Sichtungen der Wale an.

Die Galizischen Rias

Leuchtturm
Kurz vor Camariñas

Gemeinsam mit Jerome und Vera von der „Philos“ und Sander und Yvette von der „Blue Beril“ segeln wir bei traumhaften Bedingungen von A Coruña nach Corme, wo wir eine Nacht am Anker verbringen. Am nächsten Tag geht es dann weiter in die nächste Bucht nach Camariñas, die rundum geschützt ist und wo die „On y va“ mit Sarah, Samuel mit ihren beiden Jungs Elia und Levi wieder zu uns stößt. Ein paar Tage bleiben wir hier vor Anker. Unterwegs begleiten uns Delfine und die Ankertage verbringen wir mit Ausflügen mit dem Dinghi und dem SUP oder am Strand. Die Strände sind wunderschön und man könnte sich teilweise in der Karibik wähnen. Was uns hier wie an den meisten anderen Orten jedoch immer wieder auffällt, ist wie viel Müll angeschwemmt wird. Gemeinsam mit den Onyvas gehen wir den Strand auf und ab und sammeln einen großen Sack voll Abfall, der entweder angeschwemmt oder am Strand liegengelassen und bei der nächsten Flut weggespült wird. Wir beschließen, ab jetzt immer eine leere Mülltüte mit an den Strand zu nehmen. Von Camariñas aus führt ein kleiner Fluss ins Landesinnere, den wir mit drei Schlauchbooten und dem zum Kajak umgebauten SUP hinauffahren. Eine Kaffeepause und zwei Bier später wird das SUP an das stärkste Beiboot gehängt und zum zugegebenermaßen sehr überdimensionierten Wakeboard umfunktioniert, was sehr viel Spaß für alle mit sich bringt.

Kira auf dem Bimini
Kira auf ihrem persönlichen Sonnendeck

Auch Kira hat ihren Spaß, das Bootsleben scheint ihr gut zu gefallen und auch die Bewegungen während der Segeletappen machen ihr kam mehr etwas aus. Sie sitzt stabil und hat kein Problem damit, die Wellen auszugleichen. Sobald wir dann vor Anker liegen ist das Sitzen allerdings langweilig, dann würde sie am liebsten stehen und sich überall hochziehen, auch wenn das noch nicht wirklich klappt. Sandstrand und Wasser stehen hoch im Kurs und obwohl das Meer wirklich kalt ist, wird beim Baden gequiekt und gekreischt vor Freude. Für uns ist es cool, so viel Zeit mit der Kleinen zu verbringen, aber während der Segeletappen auch anstrengend, denn einer von uns ist die meiste Zeit mit der Kleinen beschäftigt.

Ankerplatz in Galizien
Vor Anker in Galizien mit der Philos im Hintergrund

Von Camariñas aus segeln, bessergesagt motoren, wir um das Kap Finisterre, das früher als das Kap am Ende der Welt bezeichnet wurde, und unser Kurs ändert sich von West auf Süd für die nächsten Monate. Aktuell liegen wir vor Anker in der Ria de Muros, rundum von den Felsen geschützt gegen Wind und Welle aus allen Richtungen und nur wenige Meter vom Strand. Neben uns liegen die drei Boote unserer Freunde und beim gemeinsamen Sundowner am Strand kommt so richtiges Fahrtenseglerflair auf.

Herzliche Grüße von Bord sendet die Ivalucrew

Peter, Riki, Kira, Martin

Beim Sundowner in der Ria de Muros

–> unsere Kaffeekasse <–

Ein Kommentar

  1. Hallo lvalu
    Schön das Euer jüngstes Crewmitglied sich so schön an das Bordleben gewöhnt hat.
    Das mit dem Orcas haben gerade 3 junge Leute von der Blue Horizon selber erlebt und gefilmt. Schon erschreckend das. Die 3 jungen Leute haben sich selber ein Segelboot aufgebaut und leben ihren Traum wie ihr damals. Seit gegrüßt von den Buschis

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