Kaltes Antigua, heiße Wasserfälle und andere Ausflüge

Refit und Regen

Die Hurrikansaison neigt sich dem Ende zu, wir jedoch werden noch ein paar Wochen am Rio Dulce bleiben. Unser kleiner Werftaufenthalt hat sich in den letzten Monaten von einem geplanten Routineaufenthalt zu einem mittelgroßen Refit entwickelt. Mittlerweile steht die ARACANGA seit vier Monaten auf dem Trockenen, und wir warten auf trockenes Wetter für den Schlussspurt. Die Laminierarbeiten neigen sich dem Ende zu, danach müssen noch geschliffen, grundiert sowie Lack über der Wasserlinie und Antifouling unterhalb der Wasserlinie aufgetragen werden, alles Arbeiten, die wetterabhängig sind.

Die ARACANGA auf der Werft
Noch sieht unsere ARACANGA nach großer Baustelle aus…

Seit drei Wochen jedoch ist das Wetter leider nicht mehr auf unserer Seite, es regnet fast ununterbrochen. Und wenn wir hier von Regen schreiben, dann meinen wir kein Nieseln oder Tröpfeln, sondern Sintfluten, die vom Himmel stürzen. Der Pegel des Rio Dulce ist um etwa einen Meter angestiegen und auf dem Weg über den Steg zu unserem Dinghy bekommen wir nasse Füße. Das ist aber nicht schlimm, da man hier sowieso permanent nass ist, das Regennasse ist lediglich eine Abwechslung zum Schweißnassen.

Zurück an Bord: Neben unserer Rumpfsanierung haben wir auch einige Arbeiten unter Deck erledigt und so manches anstehen. Die neuen Dieseltanks sind eingebaut und angeschlossen, ebenso sämtliche Seeventile, im Heck ist ein Regal für etwa 100 Liter Diesel in Kanistern entstanden, Riki hat ein neues Lazybag (die Tasche, in dem das Großsegel liegt), einen umlaufenden Schutz für unser Dinghy und Sonnenblenden für die Salonfenster genäht und unser Haus- und Hofschweißer Edgar ist schwer beschäftigt, ein Blech für den Bug als Schutz vor dem Anker sowie neue Püttingeisen herzustellen.

Mittlerweile ist unser Steg unter Wasser
Viele Stege stehen mittlerweile unter Wasser

Püttingeisen sind die Verbindung der Wanten (die Stahlseile die den Mast halten) und dem Rumpf und somit mehr als nur essentiell. An einem dieser Püttings, die bislang aus 15mm starkem Aluminium waren, haben wir eine nicht ganz unerhebliche Menge an Korrosion gefunden. Die sämtlichen Anderen sehen zwar noch gut aus, diese wechseln wir jedoch sicherheitshalber ebenso gegen neue Püttingeisen aus 12mm starkem Edelstahl aus. Kira ist ganz versessen darauf, mit aufs Boatyard zu gehen und bei den Reparaturen zu helfen, damit das Boot möglichst bald wieder ins Wasser kann. „Papa, wie lange muss ich denn noch in einem Haus wohnen? Ich will endlich wieder nach Hause aufs Boot. Ich will endlich wieder zu einem Strand segeln und sandeln und schwimmen und schnorcheln.“

La Antigua Guatemala

In den Straßen von Antigua
Antigua

Aber unser Leben besteht nicht ausschließlich aus Bootsreparaturen. Gerade waren wir für vier Tage in Antigua im Westen des Landes. Eigentlich sollte dort das Drachenfest stattfinden, ein Spektakel mit riesigen, selbstgebauten Drachen aus Seidenpapier. Wettertechnisch wurde das Fest leider abgesagt, wir hatten jedoch trotzdem eine phantastische Zeit in der Stadt. Von Rio Dulce aus sind wir etwa sieben Stunden unterwegs nach Antigua und dort angekommen fühlen wir uns wie in einer anderen Welt: Es ist kalt und zum ersten Mal seit langer Zeit frieren wir. Kein Wunder, die Stadt liegt auf 1.500 Metern einem Tal und ist umgeben von teils über 4.000 Meter hohen Vulkankegeln, aktiven und inaktiven. Als wir ankommen ist es dunkel, für diesen Tag beziehen wir lediglich noch unser Quartier und fallen in die Betten.

Antigua von oben
Antigua vom nahegelegenen Aussichtspunkt aus gesehen

Dann, am nächsten Tag, steht die Stadt auf dem Programm. Die Straßen sind gepflastert, die Gebäude größtenteils einstöckig und allesamt aus der spanischen Kolonialzeit. Eine Neustadt mit Wohnsiedlungen sucht man ebenso vergebens wie ein Gewerbe- oder Industriegebiet, die Stadt ist authentisch und nicht durch Bausünden verschandelt. La Antigua Guatemala war seit 1543 Kolonialhauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika, sie zählt zwischenzeitlich über 50.000 Einwohner (heute: 35.000) und über 50 Kirchen und Kapellen, Krankenhäuser, Schulen, eine Druckerei und eine Hochschule. 1773 wird Antigua von einem Erdbeben völlig zerstört. Daraufhin zieht die Hauptstadt auf die etwa 45 Kilometer entfernte Ermita Hochfläche, dem heutigen Guatemala City. Antigua wird wieder aufgebaut, wird jedoch auch weiterhin regelmäßig von Erdbeben heimgesucht und erholt sich nur langsam. 1979 wird die Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Wir vier in Antigua
Liebe Grüße aus Antigua von uns Vieren

Außer der Stadt Antigua möchten wir auch noch einen der umliegenden Vulkane erkunden. Und da wir weder für uns (abgesehen von Ölzeug und Seestiefeln), noch für die Kinder wirklich warme Kleidung haben, es dort oben jedoch kalt und windig ist und vor allem, weil wir im nächsten Jahr noch deutlich kältere und windigere Orte besuchen möchten, geht es zunächst einmal auf den Markt. Hier findet man alles von lebenden Küken bis halben Schweinen, Klamotten von Mützen bis Schuhen, von traditionell gewebten Mayateppichen über Macheten bis hin zu Babytöpfchen. Wir kaufen feste Lederschuhe und Socken für die ganze Familie, warme Jacken für die Kleinen und ebenso warme Westen für die Großen. Besser und günstiger als hier auf dem Markt hätten wir kaum einkaufen können.

Kurze Unterbrechung.. bald ist Weihnachten…verschenkt keinen Schrott, sondern lieber ein gutes Buch.


„Hätten wir Martin (…) und seine Familie nicht mitten auf dem Ozean getroffen, hätten wir wahrscheinlich auch Elmo nie kennen gelernt. Beides wäre ein großer Verlust gewesen! Mit Martin, Riki und ihren Töchtern Kira und Naia (…) verbindet uns inzwischen eine innige Freundschaft. Klabautermann Elmo ist ein wunderbares Kinderbuch, doch nicht nur. Selbst uns hat Elmo mit seinem Abenteuergeist und seiner Fantasie verzaubert.“
Karin Wenger, Autorin und Radiojournalistin beim SRF

Cover Elmo und das geraubte Blau

Elmo und das geraubte Blau

von Martin Finkbeiner

Elmo ist ein Klabautermann. Da sein Schiff untergegangen ist, lebt er an Land, im friedlichen Städtchen Kapkap. Eines Tages spielt ihm das Schicksal ein neues Boot in die Hände und er bricht auf, um die Welt zu sehen. Doch daraus wird nichts – denn finstere Mächte trachten danach, Verderben über den Ozean und seine Bewohner zu bringen. Auch Elmos Freundin, die Meeresprinzessin Sira gerät in große Gefahr. Elmos Reise wird zu einem gefährlichen Abenteuer. Zusammen mit seinen Freunden stellt er sich gegen die Panzerechse Leviathan, den Feind des ozeanischen Gleichgewichtes und Feind aller Schönheit und Friedfertigkeit. Mit hinterhältigen Tricks und einer furchterregenden Armee will dieser die Meeresbewohner ihres Glücks berauben.


Der Pacaya

Martin und Kira am Pacaya
Unterhalb des Kraters

Der Vulkan Pacaya liegt etwa eine Stunde mit dem Collectivo (Sammeltaxi) entfernt. Dazu stehen wir noch eine Stunde im Stau und somit ist es schon relativ spät, als wir losmarschieren. Kira sitzt den Großteil des Aufstiegs auf den Schultern und Naia in der Trage, so geht es etwa eineinhalb Stunden durch weichen Aschesand nach oben. Mit uns sind noch ein holländisches Pärchen und unsere einheimische Führerin Ruby. Der Pacaya ist einer der aktivsten Vulkane der Welt, daher dürfen wir nicht bis ganz nach oben an den Krater. Stattdessen gegen wir auf den Nachbarberg und dann von dort aus entlang der Flanke des Pacaya über die Lavafelder bis unterhalb des Kraters. Es ist kalt und extrem windig, immer wieder machen wir eine Art Ausfallschritt, um nicht umgeweht zu werden. Der Aufstieg endet an einem der Kamine des Vulkans inmitten eines Lavafeldes, wo Dampf aus heißen Felsspalten tritt. Hinter uns ist der Krater des Pacaya, vor uns die Gipfel der umliegenden Vulkane Fuego, Agua und Acatenango, im Westen der Pazifik und der Sonnenuntergang. Es ist kalt, windig und wunderschön. Übertroffen wird das alles nur noch, als nach dem Sonnenuntergang der ebenfalls aktive Vulkan Fuego zunächst Rauch und Asche und dann Lava spuckt. Ruby packt ein paar Marshmellows aus, die wir in einer glühenden Felsspalte grillen (Kiras Highlight des Tages) und anschließend machen wir uns in der Dunkelheit an den knapp einstündigen Abstieg. Im Gegensatz zum Aufstieg läuft Kira einen großen Teil des Weges selbst und selbst Naia lässt es sich nicht nehmen, die letzten Meter alleine zu gehen.

Abendpanorama am Pacaya
Die Vulkane Agua, Fuego und Acatenango und der Sonnenuntergang über dem Pazifik

Zurück in unserer Unterkunft ist dann Packen angesagt, denn um vier Uhr in der Früh geht unser Collectivo zurück nach Rio Dulce. Zwar schmerzen Knie, Rücken und Schultern vom Tragen der Kinder noch mehrere Tage, der ganze Ausflug, oder Urlaub wie Kira es nennt, war jedoch jeden Schmerz wert.

Heiße Wasserfälle

Die Wasserfälle
Naia und Riki am Wasserfall

Etwa eine Stunde von Rio Dulce entfernt ist der Ort Paraiso am Fluss Rio Agua Caliente. Wie der Name schon sagt, ist hier irgendwo heißes Wasser im Spiel. Der Fluss an sich ist kühl, jedoch münden heiße Quellen hinein. Und als ob das nicht schon spannend genug wäre, stürzt sich das Quellwasser bei Paraiso in Form von heißen Wasserfällen in den kalten Fluss. Wir verbringen als Abwechslung zur Bootsbaustelle einen wunderbaren Tag bei den heißen Wasserfällen und haben das Glück, einen Einheimischen kennenzulernen, der uns die Eingänge zu den unter und hinter dem Wasserfall verborgenen Höhlen zeigt. Einmal kurz abtauchen, einen Meter Weiter geht es wieder nach oben und plötzlich ist das Rauschen der Wassermassen nur noch ein entferntes Grollen. Auf dem Bauch über die Felsen rutschend geht es durch einen weiteren Tunnel in die nächste Kammer und von dort aus durch den heißen Wasserfall am anderen Ende der kleinen Höhle wieder hinaus. Der Tag an den Wasserfällen hat die gleiche Wirkung wie ein Tag Sauna, auf dem Rückweg sind wir allesamt müde und wohlig geschafft. Die Kids schlafen in Collectivo ein und für uns steht fest: Hier müssen wir auf jeden Fall noch einmal her kommen.

Auf zum Volksfest

Riesenrad
Das Volksfest zum Tag der Revolution

Was für uns die Wasserfälle und der Vulkan sind, ist für Kira und Naia das Volksfest. Zum Tag der Revolution findet eine einwöchige Kirmes mit Riesenrad, Fahrgeschäften und Rodeo statt. Die Fahrgeschäfte sind vermutlich alte, ausrangierte Fahrgeschäfte aus Europa, die mit Liebe, Kabelbindern und Kreativität zusammengeflickt, mit Kinderspielzeugplastikschrott wie elektrischen Spielzeugautos aufgemöbelt und mit bunten Lichtern, Stroboskopen und lauter Musik gepimpt wurden. Es gibt Karussels, kleine und große Riesenräder, Achterbahnen und Schießbuden. Kira und ihre Freundinnen Lou und Paizley haben sich in den Kopf gesetzt, so ziemlich jede Bahn zu fahren, jeden Süßigkeitenstand zu plündern und am besten auch jede Schießbude unsicher zu machen. Und was Kira macht, da muss Naia mittendrin statt nur dabei sein. Es ist ein Riesenspaß für alle.

Und noch ein Highlight zum Schluss: Wir haben eine Seekuh gesehen. Direkt hier am Fluss, am Heck vom Boot unserer Freunde, als wir dort gerade zu Besuch waren.

Jetzt ist aber Schluss.

Herzliche Grüße von den ARACANGAS

Naia, Kira, Riki und Martin

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–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

Ein Kommentar

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