Bordalltag statt Abenteuer

Vor Anker in den Grenadinen
Mayreau, Salt Whistle Bay. An manchen Tagen haben wir die Bucht fast für uns

Ein paar Tage bleiben wir auf Mayreau in der Salt Wistle Bay, einer der karibik-kitschigsten, leider aber auch überlaufensten Buchten der Grenadinen. Zufällig treffen wir hier unsere Freundin Manon auf Ti Odara, die gerade auf dem Weg nach Martinique ist. Sie hat im Februar, als wir für Naias Geburt nach Deutschland geflogen sind, unseren Bootstiger „Bones“ übernommen. Eigentlich als Besucher auf Zeit gedacht, sind die beiden zur großen Freude aller zur unzertrennlichen Crew geworden. Nach ein paar Tagen auf Mayreau segeln wir die wenigen Meilen nach Union Island, klarieren dort aus St. Vincent an the Grenadines aus, um dann weiter nach Carriacou zu fahren, wo wir in Grenada einklarieren. Die acht Meilen segeln wir bei wenig Wind in knapp zwei Stunden und genießen das ruhige Wetter. Hier in Carriacou möchten wir uns eine Sprayhood, sozusagen eine Windschutzscheibe gegen Wind, Regen und überkommende Wellen, anfertigen lassen und bauen dafür eine Unterkonstruktion aus Holz. Aus der Sprayhood wird leider vorerst nichts, das Material ist nicht vorrätig und zugesicherte Lieferzeiten sind auf kleinen Karibikinseln eher vages Wunschdenken als verlässliche Aussagen. Unser Zeitplan sieht vor, sehr bald nach Norden zu segeln und gegen Mitte Dezember auf Antigua zu sein, wohin mein Papa mit der Ivalu den Atlantik überqueren wird und wir dann gemeinsam Weihnachten feiern möchten.

Bordalltag und Abenteuer

Bordalltag
Bordalltag – Kira und Naia in ihrem “Haus” unter dem Kartentisch

Auch eine Weltumsegelung ist nicht ausschließlich und Tag für Tag nur Abenteuer und Spannung. Klar, es hat einen nicht unbedeutenden Abenteuercharakter, der sich mit der Wahl der Ziele und den damit verbundenen Routen gezielt beeinflussen lässt, trotzdem bestimmt der Alltag das Bordleben. Die letzten Monate haben wir uns für weniger Spannung und mehr Alltag entschieden, Bootskauf, Umzug und zweites Kind waren uns aktuell Abenteuer genug. Wobei Bordalltag anders als Alltag an Land ist. Vieles überschneidet sich, auch wir müssen einkaufen, Wäsche waschen, kochen, abspülen und Kinder ins Bett bringen. Auch wir müssen schauen, wie wir über die Runden kommen und arbeiten, um Geld zu verdienen. Unsere Arbeit besteht aus Schreiben für den Einen und Nähen und Designen für die Andere, damit können wir uns ganz gut über Wasser halten, im wahrsten Sinne des Wortes. Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch nicht darauf, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern möglichst wenig davon auszugeben. In den letzten Monaten, mit Kauf und Verkauf unserer Boote, stimmt die Rechnung zwar nicht ganz so, da wir noch viele Kosten und Anschaffungen für die neue ARACANGA hatten, wir konnten uns jedoch mit dem Verkauf des Kats und dem Kauf des Monos ein ganz gutes finanzielles Polster für genau diese Kosten schaffen. In der Regel kommen wir mit gut 1.000 Euro im Monat hin. Diese gehen gut zur Hälfte für Essen und Trinken, der Rest für Ersatzteile und Reparaturen, Gebühren und Versicherungen, Ausflüge und hin und wieder ein Bier an der Strandbar drauf. Manche Monate sind teurer, vor allem wenn Reparaturen oder Anschaffungen fürs Schiff anstehen, andere Monate sind günstiger, wenn wir an Orten unterwegs sind, wo man ohnehin kaum Geld ausgeben kann. Das sind auch die Orte, die wir bevorzugen und jetzt, da unser Boot (abgesehen von besagter Sprayhhod) so langsam so ausgerüstet ist wie wir uns das vorstellen, wieder vermehrt besuchen möchten.

Bordalltag - Kira spielt
Bordalltag – manche Dinge sind überall gleich

Neben besagter Arbeit, die etwa ein bis zwei Tage die Woche in Anspruch nimmt, bestimmen natürlich die Kids weitgehend den Alltag. Sandeln und mit anderen Kindern, am Strand toben, planschen, schwimmen und schnorcheln müssen Tag für Tag ausreichend eingeplant werden. Unermüdliches puzzeln, Bücher anschauen, Geschichten anhören und für ihre Kuscheltiere kochen sind danach ein willkommener Ausgleich für Kira und somit auch für den Rest der Crew. Naia ist fleißig damit beschäftigt, zu trainieren: krabbeln, sich hochziehen, und entlang der Reling ums Cockpit tapsen klappt gut mittlerweile, viel lieber würde sie jedoch bereits wie ihre große Schwester laufen, toben und Duplotürme bauen können.

Eine kurze Unterbrechung, bald ist Weihnachten… Etwas Werbung in eigener Sache…


„Lieber Martin, ich bin auf den letzten Seiten Deines Buches. Das ist ein echter Pageturner und Du hast so wichtige Themen so unglaublich gut verpackt, wirklich ganz große Klasse (…)“ Karin Wenger, Autorin und Radiojournalistin beim SRF

Elmo und das geraubte Blau

von Martin Finkbeiner

Elmo ist ein Klabautermann. Da sein Schiff untergegangen ist, lebt er an Land, im friedlichen Städtchen Kapkap. Eines Tages spielt ihm das Schicksal ein neues Boot in die Hände und er bricht auf, um die Welt zu sehen. Doch daraus wird nichts – denn finstere Mächte trachten danach, Verderben über den Ozean und seine Bewohner zu bringen. Auch Elmos Freundin, die Meeresprinzessin Sira gerät in große Gefahr. Elmos Reise wird zu einem gefährlichen Abenteuer. Zusammen mit seinen Freunden stellt er sich gegen die Panzerechse Leviathan, den Feind des ozeanischen Gleichgewichtes und Feind aller Schönheit und Friedfertigkeit. Mit hinterhältigen Tricks und einer furchterregenden Armee will dieser die Meeresbewohner ihres Glücks berauben.


Von Kaffee, Joghurt und Wasser

In der Regel stehen wir zwischen sechs und sieben auf, dann gibt es Kaffee für die Großen, eine Tasse Kakao für Kira und Müsli mit Joghurt zum Frühstück. Den Joghurt machen wir selbst an Bord, der letzte Löffel aus dem Glas ist jeweils der Starter für die nächste Portion. Gut verrührt mit warmer Milch ist der Joghurt nach acht Stunden im Thermosbecher fertig. Selbst backen wir auch unser Brot, fangen uns hin und wieder einen frischen Fisch und kochen Saft und Marmelade ein. Soursop-Saft ist unser Favorit zurzeit. Unser Frischwasser machen wir entweder mit dem Wassermacher, oder wir fangen Regenwasser auf. Seit knapp zwei Jahren haben wir kein Frischwasser mehr von Land holen müssen, obwohl sich unser Wasserverbrauch mit den Kindern vervielfacht hat: Baden, Windeln waschen und abduschen nach dem Salzwasser, ein Luxus den wir uns früher nie gegönnt haben, dazu die alltäglichen Dinge wie kochen, trinken und Zähne putzen, lassen den Wasserverbrauch bei etwa dreißig Liter am Tag einpendeln. Vor Kiras Geburt haben wir zu zweit gut fünf Liter am Tag benötigt, allerdings auch nur 140 Liter Tankkapazität gehabt, jetzt haben wir mit 1.300 Liter fast das Zehnfache an Wasser zur Verfügung.

Planschen, schnorcheln und Bootsarbeiten

Auch schnorcheln gehört zum Bordalltag
Kira in ihrem Element

Haben wir nichts Spezielles vor wie einen Ausflug über die Insel, wird danach an den Strand gefahren, gebadet oder geschnorchelt. Hier in der Tyrell Bay in Carriacou, wo wir aktuell vor Anker liegen, gibt es ein kleines Riff, das sich im brusttiefen Wasser direkt hinterm Sandstrand die ganze Bucht entlangzieht. Hier zu schnorcheln ist wie sich durch einen nicht enden wollenden Schwarm an Fischen zu bewegen, es ist das perfekte Schnorchelrevier für Kira. Hier sieht sie Fische von ganz klein bis armlang, von grau bis bunt, Seeigel, Seesterne und ein paar Korallen. Zurück an Bord ziehen wir dann die Fischbestimmungsbücher aus dem Regal und schlagen nach, was wir alles gesehen haben.

Naia schläft vormittags meist für eine Stunde, das gibt etwas Zeit, um ein paar Bootsarbeiten zu erledigen. Irgendwelche Kleinigkeiten wie z.B. Wasserfilter wechseln, Dinghy flicken oder einfach mal sauber machen sind immer zu tun. Außerdem steht auf der To-Do-Liste aktuell noch Relingsnetz anbringen, da Naia ihren Aktionsradius sehr bald drastisch erweitern wird. Der nächste Punkt nach dem Netz lautet dann Sprayhood nähen. Riki hat sich dazu entschlossen, die Materialien zu besorgen und das Projekt selbst in Angriff zu nehmen. Es wird zwar etwas länger dauern, dafür aber auch deutlich günstiger werden.

Etwas nach Norden, dann weit nach Süden

Bordalltag - Bordarbeiten
Bootsarbeiten – der Unterbau für die Sprayhood

Für die nächsten Tage ist viel Wind und viel Welle angesagt, was unsere Zeit in Carriacou nochmals um ein paar Tage verlängern wird. Nichts beeinflusst unsere kurzfristige Planung so sehr wie das aktuelle Wetter, und schlechtes Wetter zu ignorieren ist nie eine gute Idee. Wir haben ja Zeit. Mit dem nächsten passenden Wetterfenster werden wir uns dann etappenweise auf den Weg in Richtung Norden machen. Von hier bis Antigua sind es auf geradem Weg etwa 280 Seemeilen, eigentlich ein Katzensprung. Unterwegs wollen wir unseren guten alten Freund André mit seinem Streuner treffen und noch ein paar Tage mit ihm und Beate verbringen, bevor wir noch die ein oder andere Antilleninsel besuchen.

Für das kommende Jahr sind wir wieder auf mehr Abenteuer und weniger Alltag aus, wir haben große Segelziele, die sich mehr und mehr verfestigen: Von Antigua aus soll es mit Stopps auf den großen Antillen in Richtung Panamakanal und in den Pazifik gehen, dort dann nach Süden mit Ziel Patagonien mit seinen unzähligen Fjorden, Gletschern und Wasserfällen. Mal schauen, was Kira dann sagen wird. Aktuell sagt sie Folgendes: „Ich möchte zum Schnee segeln.“

Wir sind gespannt, was daraus wird. Versuchen möchten wir die lange und anspruchsvolle Tour nach Süden auf jeden Fall.

Viele liebe Grüße, NaKiRiMa

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–> u n s e r e K a f f e e k a s s e <–

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