Der Panamakanal – Teil 1: Die Vorbereitung

Morbider Charme am Ankerplatz, Colon im Hintergrund

Colon ist die atlantikseitige Stadt des Panamakanals und vermutlich auch einzig und allein deswegen bekannt. Sie wird regelmäßig als gefährlichste Stadt Mittelamerikas oder sogar Amerikas bezeichnet, was allerdings Geschichte ist. Sicher ist jedoch, dass sie auch heute noch nicht gerade zu den sichersten Plätzen der Welt gehört, und ein Freund rät uns, uns nicht nach Sonnenuntergang in Colon aufzuhalten. Er erklärt uns auch, wie Colon zu seinem schlechten Ruf kommt: Der wirtschaftliche Niedergang in den 1960er Jahren führt zur Verarmung ganzer Stadtviertel und mit dem Sturz des Diktators Manuel Noriega durch die USA im Jahr 1989 wird auch die Nationalgarde aus der Stadt abgezogen, woraufhin Colon laut den Worten unseres Bekannten über viele Jahre hinweg einer Bürgerkriegszone gleicht. Unser Freund, selbst Panamese, zieht daraufhin aus Colon weg nach Panama City, um seinen Kindern eine sorgenfreiere Kindheit zu ermöglichen. Bis heute hat Colon diesen zweifelhaften Ruf, und läuft man durch die Stadt, springen einem Armut und Verfall ins Auge. Gleichzeitig aber ist es nicht die erste solche Stadt, die wir kennenlernen und tagsüber kann man sich mit den normalen Vorkehrungen, nichts offen zur Schau zu tragen, relativ sicher durch die Stadt bewegen.

Große Nachbarn am Ankerplatz

Für uns ist Colon der letzte Ankerplatz auf der Atlantikseite. Wir ankern auf der Westseite des großen Vorhafens des Panamakanals, wo es unerwartet schön ist und wir sogar einen Strand für die Kids vor der Nase haben. Außer uns ankert nur ein einziges anderes Segelboot hier, alle anderen Boote ziehen den ultimativ überteuerten und (zumindest wenn man nicht kein Kunde, sondern der unerwünschte Eindringling aus dem Ankerfeld ist) etwas unfreundlichen Yachthafen nebenan vor. Das andere Segelboot sind holländische Freunde von uns, die sich bereits vor einiger Zeit angeboten haben, mit uns als „Linehander“ durch den Kanal zu fahren, was wir gerne annehmen.

Die Organisation der Passage durch den Panamakanal beginnen wir bereits ein paar Wochen früher. Man kann entweder einen Agenten die Durchfahrt planen lassen und einige hundert Dollar extra dafür zahlen, oder den Aufwand, der sich als relativ überschaubar herausstellt, selbst in die Hand nehmen und sich das Geld sparen, was wir tun. Zunächst müssen wir unser Boot für den Panamakanal registrieren, was über eine eigens dafür eingerichtete Website gemacht wird.

Vom Anker bis zum Dinghy misst die ARACANGA 55 Fuß (Bild aus Belize)

Länge, Breite, Tiefe, Höhe, eine Kopie der Bootspapiere und einige Total- und Detailaufnahmen des Bootes müssen hochgeladen werden, dazu eine Passkopie und die ETA (voraussichtliche Ankunftszeit) am Kanal. Wir geben den 09. Oktober an. Auf dem Papier ist unser Boot 48 Fuß (14,5 Meter) lang, hinzu kommen das Beiboot am Heck und der Anker am Bug, woraufhin wir auf eine Gesamtlänge von 55 Fuß kommen. Schummeln ist nutzlos, denn alle Boote bis 65 Fuß Länge zahlen den selben Betrag für die Panamakanalpassage, nämlich 3280 US-Dollar, wovon 1060 Dollar nach der erfolgreichen Durchfahrt als Kaution zurücküberwiesen werden. Puh, wenn man vergleicht, dass wir zu Beginn unserer Reise für 100 Euro sämtliche Schleusen in Frankreich nutzen durften und in einem Monat weit über 100 davon durchfahren haben, ist das ein stolzer Preis für die insgesamt sechs Schleusen. Das Geld können wir entweder überweisen, allerdings fehlt auf der Website die entsprechende Schaltfläche dafür. Eine Email später bekommen wir zwar die Bestätigung, dass wir überweisen können, da wir jedoch sehr bald den Panamakanal durchfahren wollen und Auslandsüberweisungen zeitintensiv sind, entscheiden wir uns dann doch für die andere Option, das Geld direkt bei der Bank einzuzahlen. Von Puerto Lindo aus setze ich mich in den Chickenbus, wie die lokalen Busse, ausrangierte und kunterbunt bemalte ex-US-Schulbusse, hier genannt werden. Die Fahrt nach Colon dauert zweieinhalb ewiglange Stunden, weiter geht es zu Fuß zur Bank, wo ich die Papiere und meine Kreditkarte auf den Tresen lege. „Solo efectivo“, nur Bargeld, ist die sehr kurz angebundene Antwort der Bankangestellten. Also zurück nach Puerto Lindo und zum Geldautomaten. 1.000 Dollar pro Tag und Karte dürfen wir in 250-Dollar-Schritten abheben. Jede Abhebung kostet knapp 7 Dollar lokale Gebühren, was die Passage nochmals um knapp 100 Dollar teurer macht. Am nächsten Tag geht es mit 3.500 Dollar in Bar zurück in die „gefährliche Stadt“. Der Weg vom Busbahnhof zur Bank ist nicht allzu weit und macht auch keinen allzu unsicheren Eindruck, trotzdem bin ich froh, das Geld an der Bank abzugeben und den Kanal bezahlt zu haben. Am nächsten Straßenkiosk gibt es noch ein Empanada und einen Ananassaft, dann folgt die Chickenbus-Odyssee zurück nach Puerto Lindo.

Ankunft am Panamakanal

Einen fixen Termin für den Kanal bekommen wir erst, wenn das Boot vor Ort am Panamakanal ist, wo wir wenige Tage später ankommen und auch gleich beim „Scheduling Office“ anrufen. Unser Wunschtermin ist der 10. Oktober, der uns direkt bestätigt wird. Für die Passage müssen wir sechs Personen an Bord sein, vier Linehander für die je 40 Meter langen Festmacherleinen, ein Captain und ein Lotse, der vom Panamakanal gestellt wird. Unsere holländischen Freunde, die neben uns ankern sowie Sandra, ebenfalls aus den Niederlanden, begleiten uns als Linehander, somit müssen wir nur noch die vorgeschriebenen vier jeweils 40 Meter langen Leinen sowie ein paar dicke Fender organisieren, was einen Telefonanruf später auch schon passiert ist. Rogelio, der, wie wir feststellen, uns Leinen und Fender auch schon 2011 vermietet hat, ist nach wie vor im Geschäft und bringt uns die dicken Leinen und sechs große Fender am Tag vor der Kanalpassage nach Colon. Kosten: 80 Dollar für die Leinen und 10 Dollar pro Fender, somit kostet uns die Passage insgesamt 3.520 Dollar inklusive der 1.060 Dollar Kaution bzw. 2.485 Dollar abzüglich der Kaution, denn die 25 Dollar Überweisungsgebühren für die Rücküberweisung der Kaution gehen, wen wundert’s, zulasten des Kunden… das nur der Vollständigkeit und Information halber.

Jetzt bleibt uns nur noch übrig, die Maschine noch einmal zu checken und uns auf die Passage durch den Panamakanal zu freuen, die die Tage in einem extra Artikel folgt…

Liebe Grüße, die ARACANGAs MaRiKiNa


Eine spannende Geschichte aus einer phantastischen Welt – inspiriert von unseren Erlebnissen

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